Long Stay Exchange – ein Erfahrungsbericht
Seit 1967 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Esslingen und Sheboygan, Wisconsin in den USA. In den vergangenen 55 Jahren fanden unzählige Austausche, Besuche, Delegationsreisen und Expertenaustausche zwischen den beiden Städten statt.

Eines der am längsten bestehenden Programme ist das fünfmonatige Austauschprogramm "Long Stay Exchange", bei dem Esslinger Schüler:innen fünf Monate lang bei einer Familie in Sheboygan leben und mit ihren Gastgeschwistern die Schule besuchen. Im folgenden Jahr kommen die amerikanischen Teilnehmenden zum Gegenbesuch für ebenfalls fünf Monate nach Esslingen.
Dieses Jahr ist Juliana aus Sheboygan in Esslingen und hat ihre Erfahrungen und ersten Eindrücke vom Leben in Deutschland mit uns geteilt.
Julianas Erfahrungsbericht
Hallo, guten Tag, aus Deutschland.
Mein Deutschland-Austausch begann in dem Moment, als ich begeistert "ja" zu dem Programm sagte, Deutschunterricht an der North High School nahm, mich bei Duolingo anmeldete und als meine fantastische Gastschwester Frida vor sieben Monaten in Sheboygan ankam. Nach einem fantastischen Urlaub über Weihnachten mit meiner Familie in Amsterdam und über Silvester in Paris nahmen wir den Zug und kamen am 2. Januar 2023 in Esslingen bei meiner unglaublichen Gastfamilie an. Hans ist ein erstaunlich großzügiger und enthusiastischer Gastvater, der sich für seine Patienten im Krankenhaus, Musik und die Organisation von tollen Familienausflügen begeistert. Heike ist meine sehr süße, fröhliche und fürsorgliche Gastmutter, die so hart arbeitet, um ein wunderschönes Zuhause zu schaffen und eine fantastische Krankenschwester und Köchin ist.
Frida ist eine super lustige Schwester, deren Weltanschauung, liebenswürdiger Sinn für Humor und Offenheit für alles Neue eine Inspiration ist. Alma ist meine kleine Gastschwester, die mich den ganzen Tag lang zum Lachen bringt, meine Deutschlehrerin ist und eine wahre Freude am Tik-Tok-Tanzen hat. Mia ist meine ältere Gastschwester, die in Berlin lebt, und ich kann es kaum erwarten, sie kennen zu lernen. Unser Haus ist wunderschön und ich könnte mir keine bessere Familie wünschen, dafür bin ich sehr dankbar.
Esslingen ist eine malerische und charmante Stadt. Die alte deutsche Architektur ist unberührt und bietet an jeder neuen Straßenecke ein farbenfrohes, malerisches Bild mit wechselnden leuchtenden Farben. Sie wurde vom fließenden Neckar geformt und hat etwa 90.000 Einwohner:innen. Ich lerne immer mehr über ihre wunderbare Geschichte; sie war eine sehr wichtige Stadt für den Handel und zeigte sich stolz mit dem Bau eines schönen Schlosses, um sich in Kriegszeiten vor Invasionen zu schützen. Die Stadtkirche St. Dionys, eine sehr bekannte Kirche, liegt auf dem Marktplatz oder im Zentrum der Stadt. Sie ist ein 800 Jahre altes architektonisches Wunderwerk mit einer Brücke, die die Glockentürme verbindet. Unsere Religionsklasse besichtigte dieses prächtige Wahrzeichen, was faszinierend war.
Die Schule begann nur eine Woche nach meiner Ankunft. Die Schulzeiten sind ganz anders als in Amerika, denn an manchen Tagen habe ich bis 17:10 Uhr Schule. Frida und ich fahren morgens mit dem Fahrrad zur Schule, was eine wunderbare Möglichkeit ist, mein neu entdecktes deutsches Blut in Wallung zu bringen. Obwohl der Unterricht wegen der Sprachbarriere manchmal schwierig ist, habe ich mich nicht nur bei meinen Mitschüler:innen, sondern auch bei allen Lehrer:innen sehr willkommen gefühlt. Die Hälfte meiner Kurse sind auf Deutsch, die anderen auf Englisch. Wir essen fast jeden Tag von den Eltern zubereitetes Mittagessen in der Schule, das unglaublich lecker ist. Ich habe Linseneintopf, Kartoffelgratin und sogar Pizza sehr genossen!
Nach der Schule bin ich in mehreren Sportteams und einer Pfadfindergruppe namens Calima aktiv. Ich bin erst kürzlich dem Handballteam beigetreten und mache auch bei der Leichtathletik mit. Wir sind gerade dabei, uns in einem Tennisclub anzumelden, wo ich montagabends meinen Lieblingssport spielen kann.
Ich hatte das Privileg, Almas Klasse in ihrer Grundschule Englisch zu unterrichten. Kurz bevor ich das Klassenzimmer betrat, kam Alma heraus, um mich zu begrüßen, hielt meine Hände, holte tief Luft und sagte mit einem strahlenden Augenzwinkern in ihrem liebenswerten deutschen Akzent zu mir: "Bist du bereit, Julianna?". Niedlicher hätte es nicht sein können. Alma ist in der 4. Klasse und hat etwa 16 Klassenkamerad:innen. Alle waren sehr freundlich und freuten sich, Almas Schwester und eine Amerikanerin kennen zu lernen. Es war eine so wunderbare und lohnende Erfahrung, dass ich vorhabe, mich an die Schule zu wenden und zu fragen, ob ich regelmäßig Englisch unterrichten kann. Wenn alles gut geht, werde ich mit meinem Unterrichtsplan beginnen. Ich frage mich, ob ich die Phrase "I would like to buy a hamburger" unterrichten soll in Anlehnung an einen meiner Lieblingsfilme, The Pink Panther. Burger Kings gibt es hier fast an jeder Straßenecke. Ich liebe deutsches Brot und Butter zum Frühstück. Einige meiner Lieblingsgerichte waren bisher Döner und Falafel. Die Snacks nach der Schule bestehen oft aus Brezeln mit Biscoff oder Nudelsalat.
Unsere Wochenenden waren gefüllt mit lustigen Ausflügen mit Freund:innen oder der Familie. Frida und ich sind zum Abendessen und zu Freunden nach Hause gegangen oder haben Handballspiele besucht. Mit der Familie bleiben wir aktiv mit Wanderungen im Freien und der Erkundung neuer Städte wie Backnang.
An einem Wochenende sind wir zu einer Familienfeier nach Straßburg, Frankreich, gefahren. Diese unglaublich geschichtsträchtige Stadt ist der offizielle Sitz des Europäischen Parlaments und beherbergt das wunderschöne gotische Münster Notre Dame.
Nächste Woche haben wir eine einwöchige Pause, in der wir die Familie meiner Gastmutter Heike im Schwarzwald, Deutschland, besuchen werden. Da dort Fasching gefeiert wird, bevor die Fastenzeit beginnt, verkleiden wir uns als Waldfeen und nehmen am Fest teil. Von dort aus werden wir nach Berlin reisen, wo Frida und ich bei meiner Gastschwester Mia wohnen werden!
Der erste Monat ist wirklich schnell vergangen, und ich freue mich auf das, was noch kommt.
Julianna
Schülerin der North High School und der 10. Klasse des Mörike Gymnasiums, Esslingen
Hast Du Lust auf ein Schul-Semester in den USA? Und besuchst Du eine der folgenden Esslinger Schulen: Georgii-Gymnasium, Mörike-Gymnasium, Schelztor-Gymnasium, Theodor-Heuss-Gymnasium, Schule Innenstadt? Kommst Du nächsten September in die 10. Klasse? Oder, als Schüler:in auf gymnasialem Niveau der Schule Innenstadt, kommst du nächsten September in die 11. Klasse? Dann sende uns einfach eine E-Mail an staedtepartnerschaften@esslingen.de, dann können wir Dir die Bewerbungslagen für 2024/2025 zusenden.
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