Gemeinderat beschließt Umzug der Stadtbücherei
Mit knapper Mehrheit hat der Esslinger Gemeinderat am Montag dem Umzug der Stadtbücherei in das ehemalige Modehaus Kögel zugestimmt. Weil ein Bürgerbegehren angekündigt ist, wird der Beschluss jedoch vorerst nicht umgesetzt.

In der Sitzung hat das Gremium vier weitere Entscheidungen zur Zukunft der Bücherei getroffen: Zugestimmt wurde dem Kauf der Grundstücke Zehentgasse 1 und Rathausplatz 14. Zudem wurden die Städtischen Gebäude Esslingen damit beauftragt, das entsprechende Vergabeverfahren durchzuführen und die Planer der verschiedenen Fachdisziplinen zu beauftragen. Außerdem wurde die Verwaltung beauftragt, ein inhaltliches Grobkonzept für ein künftiges Stadtmuseum zu erarbeiten und dem Gemeinderat im ersten Quartal 2026 vorzulegen. Darauf soll eine Machbarkeitsstudie folgen, wie diese inhaltliche Konzeption im Bebenhäuser Pfleghof räumlich und technisch umgesetzt werden kann.
„Viele Städte beneiden uns um diese Möglichkeit“, sagte Oberbürgermeister Matthias Klopfer zu Beginn der Beratung. Er blickte noch einmal zurück auf den Sommer 2023 und die überraschende Ankündigung, dass das Modehaus Kögel schließen wird. Daraufhin hatte er den Umzug der Stadtbücherei vorgeschlagen - um einen langfristigen Leerstand im Herzen der Stadt zu vermeiden, einen Frequenzbringer an einem zentralen Standort in der Innenstadt zu platzieren und um der Stadtbücherei eine Weiterentwicklung hin zu einer modernen und zukunftsfähigen Einrichtung zu ermöglichen.
„Ich habe mir den Vorschlag, die Stadtbücherei in das Modehaus zu verlagern, nicht leicht gemacht. Aber es ist meine Aufgabe als Oberbürgermeister, auf Entwicklungen in der Stadt zu reagieren. Und ich bin froh, dass dieser Vorschlag von so vielen Seiten unterstützt wird.“
Die Stadt wird in den Umzug der Stadtbücherei rund 20 Millionen Euro investieren - diese Summe setzt sich zusammen aus dem Kauf des Gebäudes sowie de Umbau des ehemaligen Modehauses in eine Bücherei. „Das ist eine wichtige Investition für nachfolgende Generationen“, sagte Klopfer.
Im Vergleich zum bisherigen Standort der Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof bietet das ehemalige Modehaus Kögel rund 700 Quadratmeter mehr Publikumsfläche. Diese sind barrierefrei erreichbar und flexibel nutzbar. So können an dem neuen Standort auf allen Etagen viele zusätzliche und dringend benötigte Lern- und Arbeitsplätze geschaffen werden - allein im ersten Obergeschoss sieht der Gestaltungsentwurf 80 Plätze vor. Der große Wunsch nach einer Familienbücherei mit verschiedenen Alterszonen lässt sich dort ebenso realisieren wie ein eigener Jugendbereich. Ein großer Vorteil ist zudem, dass der Bücherbus den neuen Standort anfahren und damit direkt mit der Bücherei verknüpft werden kann. Und schließlich können am neuen Standort moderne Ideen verwirklicht werden wie eine Bücherei, die rund um die Uhr geöffnet ist.
Von dem Umzug profitiert allerdings nicht nur die Bücherei - auch für die städtischen Museen eröffnen sich neue Möglichkeiten. So könnten in einem Kulturquartier im Pfleghof die bisher drei Standorte zusammengelegt und ein modernes Musemskonzept umgesetzt werden. Und letztlich besteht die Möglichkeit, dass die Waisenhofschule durch einen Wegzug der Mitmachausstellung im Schwörhaus erweitert werden kann
Bereits am Montag wurde ein Bürgerbegehren zur Stadtbücherei angekündigt. „Mir persönlich ist es wichtig, dass wir den weiteren Weg gemeinsam gehen. Deswegen sagen wir zu, dass wir den Beschluss nicht umsetzen, bis das Ergebnis eines möglichen Bürgerentscheids feststeht“, sagte Oberbürgermeister Matthias Klopfer.
Das Bürgerbegehren, mit dem der Bürgerentscheid beantragt wird, muss bis spätestens drei Monate nach dem Gemeinderatsbeschluss eingereicht werden. Eine nötige Voraussetzung für die Zulassung des Bürgerbegehrens ist zum Beispiel eine gewisse Anzahl von Unterschriften: Sieben Prozent aller Bürgerinnen und Bürger müssen das Begehren unterstützen.
Der Gemeinderat hat zwei Monate Zeit, über die Zulassung des Bürgerbegehrens abzustimmen. Danach wiederum muss der Bürgerentscheid innerhalb von vier Monaten durchgeführt werden.
Büro des Oberbürgermeisters