Kommunale Planung für Seniorinnen und Senioren bis 2030 vorgestellt

Im Jahr 2030 wird nahezu jeder Vierte in Esslingen über 65 Jahre alt sein. Um ein gutes Alter für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu sichern, sind vielfältige Angebote und gute Rahmenbedingungen nötig. 

Senioren winken von Brücke, ©Robert Kneschke - stock.adobe.com

Dafür hat die Stadtverwaltung eine umfangreiche Planung für die Seniorinnen und Senioren bis 2030 erstellt.

Das Alter ist vielfältig – viele Seniorinnen und Senioren sind sehr aktiv und wollen sich einbringen. Andere benötigen zunehmend Hilfe und Pflege. Da 2030 fast jeder Vierte über 65 Jahre alt sein wird, bedeutet dies, dass es keine Themen gibt, bei denen Seniorinnen und Senioren nicht in irgendeiner Weise betroffen sind. „Das heißt auch, dass alle Bereiche der Stadtverwaltung ältere Menschen bei ihren Planungen mitbedenken müssen und dies nicht nur ein Thema des Amtes für Soziales, Integration und Sport ist“, sagt Renate Fischer, Abteilungsleiterin Inklusion, Jugend und Senioren.

Seniorinnen und Senioren sind ein aktiver Teil der Gesellschaft

Bei vielen Seniorinnen und Senioren drehen sich die Gedanken nicht nur um Pflege und Hilfsangebote. Sie möchten aktiv teilhaben und wünschen sich entsprechende Angebote. Durch die demographische Entwicklung wird es immer wichtiger, dass ältere Menschen aktiv eingebunden werden und sich bürgerschaftlich engagieren.

Seniorinnen und Senioren wollen meist in ihrem Stadtteil bleiben, daher ist es wichtig für die passende Infrastruktur zu sorgen, also Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen, Apotheken, Begegnungsorte Quartiersarbeit. Viele ältere Menschen bleiben länger zu Hause, daher müssen Ideen für seniorengerechtes Wohnen entwickelt werden. Darüber hinaus sollen neue Wohnformen wie Pflege-WGs, betreutes Wohnen und Mehrgenerationenwohnen gefördert und einrichtet werden.

Auch die Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema, daran wird in der Stadt Esslingen generell gearbeitet. Ist eine Maßnahme umgesetzt, wie etwa barrierefreie Bushaltestellen oder Bereiche mit abgeschliffenem Kopfsteinpflaster, profitieren nicht nur Ältere, sondern beispielsweise auch Familien, die mit dem Kinderwagen unterwegs sind. Das zeigt auch den ganzheitlichen Ansatz: Maßnahmen, von denen Seniorinnen und Senioren profitieren, kommen letztendlich allen Generationen zugute.

Früher an später denken

Es werden jährliche Abfragen bei Pflegeeinrichtungen  - stationär, ambulant und Tagespflege - gemacht, wie viele Betten und Pflegeplätze sie haben und wie die Belegung ist. Heutige Prognosen zeigen, dass 2030 zu wenige Pflegeplätze vorhanden sein werden und es vor allem nicht genügend Fachpersonal gibt, um die Menschen zu betreuen. Wenn bis 2030 etwa 180 bis 200 zusätzliche Pflegeplätze gebraucht werden, ist jetzt der Zeitpunkt in die Planung zu gehen.

Sich über seine Gesundheit rechtzeitig Gedanken zu machen, das sollte jeder einzelne wichtig nehmen. „Beratung wird von den meisten Menschen erst sehr spät in Anspruch genommen. Nämlich dann, wenn sie schon pflegebedürftig sind. Wir laden dazu ein, sich frühzeitig, damit zu beschäftigen, was geschehen soll, wenn es zu gesundheitlichen Einschränkungen kommt“, sagt Marius Osswald.

Entwicklung der Seniorenplanung

Der Gemeinderat beauftragte im März 2021 die Verwaltung mit einer kommunalen Planung für Seniorinnen und Senioren bis 2030, die in einem umfangreichen Planungsprozess mit hoher Beteiligung von Fachexpertinnen und Fachexperten erstellt wurde.

Zu Beginn informierte sich Renate Fischer gemeinsam mit Seniorenplanerin Christina Streib bei Stadtteilrundgängen zusammen mit Akteurinnen und Akteuren aus der Seniorenarbeit zu den Gegebenheiten vor Ort. Sie erfuhren welche Angebote schon existieren, wie es um die Barrierefreiheit bestellt ist und welche Lücken es gibt. Ergänzt wurden die gewonnenen Erkenntnisse durch statistische Daten und Informationen aus bereits vorliegenden Berichten. Zudem wurden die vorhandenen Pflege- und Betreuungsangebote bei den Pflegeeinrichtungen mittels Fragebogen erfasst.

Als Kompass zur Planung diente ein Leitbild für die Arbeit mit und für Seniorinnen und Senioren, das in einem Workshop mit  50 Teilnehmenden entwickelt wurde. Leitsätze wie „Ältere Menschen sind willkommen und gehören in unsere Mitte“, „Wir sind eine sorgende Gemeinschaft“ oder „In Esslingen fallen die Barrieren“ sind Wegweiser für die Planung und ihre Ziele.

In einem weiteren Schritt wurden in insgesamt 16 mehrstündigen Gruppen- sowie Einzelgesprächen mit Expertinnen und Experten die Themen Mobilität und Infrastruktur, Wohnen, aktiv sein und aktiv werden, Beratung, Gesundheit und Prävention, Entlastungsangebote, Pflege und pflegende Angehörige bearbeitet. Insgesamt 105 Teilnehmende haben analysiert, welche Angebote es für Seniorinnen und Senioren gibt, welche Bedarfe es gibt, den Ist-Stand bewertet sowie Prognosen bis 2030 abgegeben. Die Expertinnen und Experten stammten aus der Stadtverwaltung, Pflegeeinrichtungen, Vereinen, Kirchen oder Bürgerschaftlichem Engagement, um nur einige zu nennen. Auch Angehörigengruppen gehörten dazu, die sich bestens auskennen, wenn es etwa um Entlastungsangebote für pflegende Angehörige geht. „Es ist wichtig auch Betroffene als Expertinnen und Experten anzuerkennen. Das sind Pflegebedürftige selbst, aber auch pflegende Angehörige. 80 % der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt, 70 % von Angehörigen. Wenn die Pflege durch Angehörige wegbräche hätten wir ein großes Problem. Wir müssen pflegende Angehörige deshalb bewusst stärken und wertschätzen.““, sagt Bürgermeister Yalcin Bayraktar. Und Marius Osswald, Amtsleiter Amt für Soziales, Integration und Sport ergänzt: „Die große Stärke der Planung ist: Es wurden sehr viele Menschen befragt, die Ahnung haben, weil sie täglich mit dem Thema zu tun haben.

171 Handlungsempfehlungen

Aus den Fachgesprächen ergaben sich insgesamt 171 Handlungsempfehlungen, mit kurzfristigen Aufgaben, die innerhalb eines Jahres, mittelfristigen, die in einem bis drei Jahren und langfristigen, die in fünf bis sieben Jahren erledigt werden sollen. In den Handlungsempfehlungen wurden lediglich die Ziele festgelegt, jedoch keine Maßnahmen vorgeschrieben. Die Verantwortlichen erarbeiten selbst, wie sie das Ziel erreichen. Ist beispielsweise vorgegeben, wie viele Pflegeplätze benötigt werden, wird nicht vorgeschrieben, ob diese mit Pflegeheimen oder Pflege-WGs geschaffen werden. Die Zuständigen entwickeln selbst die passenden Lösungen. Bis 2030 sollten alle 171 Handlungsempfehlungen umgesetzt sein, der Stand der Bearbeitung und die Zielerreichung werden laufend überprüft. Die Planung wird nun den Gremien vorgestellt, am 22. März bereits dem Sozialausschuss, am 5. April dem Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU ) und am 8. Mai dem Gemeinderat.

Mit dem jetzt vorgelegten, umfassenden Bericht ist der Grundstein für die weitere Arbeit gelegt. Bürgermeister Yalcin Bayraktar ist sehr zufrieden: „Die neue Planung ist sehr detailliert, mit konkreten Handlungsempfehlungen und festgelegten Verantwortlichen.“ Wie ein gutes Älter in Esslingen gestaltet werden kann, ist jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung – die Stadtverwaltung kann dies nicht alleine leisten. Denn vieles muss vor Ort in den Stadtteilen umgesetzt werden, es braucht Unterstützung und Ideen von Vereinen und Nachbarschaftshilfe. Um die Ziele gemeinsam zu erreichen werden auch Esslingens Bürgerausschüsse und die Kommunalpolitik eingebunden.

Den Bericht gibt es als Kurzfassung, die eine Übersicht der Ergebnisse darstellt und sich dabei auf die Prognosen sowie die Herausforderungen konzentriert. Die Langfassung richtet sich vor allem an Fachleute und enthält noch mehr Details zu den Expertengesprächen. Die Kurzfassung kann gedruckt angefordert werden, zudem gibt es sie wie die Langfassung auch zum Download unter
www.esslingen.de/seniorenplanung

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(Erstellt am 03. April 2023)