Internationale Beziehungen im Wandel

Die Solidaritätspartnerschaft mit Kamianets-Podilskyi wird verstärkt. Der Verwaltungsausschuss hat neue Förderrichtlinien für die Städtepartnerschaften beschlossen.

Gruppenbild der Kinder in Kamianets-Podilskyi

In knapp zwei Wochen geht der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ins dritte Jahr. Überlagert von anderen Krisen auf der Welt bekommt die Auseinandersetzung in der öffentlichen Wahrnehmung oft nicht mehr die gleiche Aufmerksamkeit wie etwa zu Kriegsbeginn. In Esslingen hingegen hält die Unterstützung ungebrochen an: Die Solidaritätspartnerschaft mit Kamianets-Podilskyi besteht seit knapp einem Jahr und wächst stetig: „Oft findet ein täglicher Kontakt zwischen beiden Kommunen statt, was uns ein recht gutes Bild der Situation vor Ort ermöglicht“, erzählt Katrin Radtke, Esslingens Beauftragte für Städtepartnerschaften.

Spenden und Kooperationen

Sie berichtete vor kurzem im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates über die Zusammenarbeit mit Kamianets-Podilskyi. Jüngstes Beispiel für die vielfältige Unterstützung ist die Spendenaktion für einen Schulbus. Dieser wird dringend für die Kinder benötigt, die mit ihren Familien aus anderen Landesteilen in die westukrainische Stadt geflohen sind und bisher keine Möglichkeit haben, zur Schule zu gelangen.

Durch die vorweihnachtlichen Konzerte eines Kinderchors aus Kamianets-Podilskyi, aber auch durch den Spendenaufruf von Oberbürgermeister Matthias Klopfer beim Neujahrsempfang kamen allein in Esslingen rund 10.000 Euro für einen Schulbus zusammen. „Mit dem Geld soll nun baldmöglichst ein Bus gekauft werden", erzählt Katrin Radtke.

Des Weiteren haben die Hochschule Esslingen sowie die Hochschulen in Kamianets-Podilskyi nach einem persönlichen Austausch eine erste Vereinbarung zur zukünftigen Zusammenarbeit unterzeichnet. Diese soll in den kommenden Monaten konkretisiert werden.

Die Kliniken der beiden Städte sind bereits einen Schritt weiter: Sie nehmen Ende Februar an der Konferenz „Deutsch-Ukrainische Klinikpartnerschaften“ in Berlin teil. Ziel ist es, eine offizielle Klinikpartnerschaft aufzubauen. Schwerpunkte sollen die Bereiche Orthopädie, Rehabilitation und Neonatologie sein.

Facettenreiche Unterstützung

Ein Schwerpunkt ist auch die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Dank Esslinger Unterstützung wurde ein Traumabewältigungsangebot für Kinder und Jugendliche eingerichtet. Dafür wurden Materialien besorgt und die Kosten für die Ausbildung von Fachpersonal übernommen. Seit Herbst nehmen acht Kinder und Jugendliche diese Unterstützung in Anspruch. In Zusammenarbeit mit dem Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen sowie verschiedenen ukrainischen Therapeutinnen in Esslingen werden die Ausgebildeten aus Kamianets-Podilskyi im Mai nach Esslingen eingeladen, um weitere Traumata- sowie Stressbewältigungsstrategien zu erlernen.

Neben dem fachlichen Austausch gab es auch schon viel praktische Unterstützung aus Esslingen.
Die Feuerwehr hat verschiedenes Material wie Einsatzkleidung, Pumpen oder Leitern nach Kamianets-Podilskyi geliefert, das Klinikum Betten und Überwachungsgeräte transportiert. Erst vor kurzem konnte zudem ein Generator für die Kunstschule besorgt werden, um die dortige Stromversorgung zu sichern. „Es ist wirklich toll, wie gut die Solidaritätspartnerschaft voranschreitet. Wir freuen uns, dass in der kurzen Zeit bereits nachhaltige Unterstützungsmaßnahmen umgesetzt werden konnten“, sagt Katrin Radtke.

Wandel der Städtepartnerschaft

Katrin Radtke berichtete dem Verwaltungsausschuss zudem, dass sich der Bereich Städtepartnerschaften nicht nur durch den Aufbau einer neuen Partnerschaft gewandelt hat. Als Folge der Corona-Pandemie wurden neue digitale Begegnungsformate entwickelt, zudem werde der Fachaustausch zwischen den Kommunen immer wichtiger. Der Besuch in der amerikanischen Partnerstadt Sheboygan stand beispielsweise unter dem Motto Klimaschutz. Begegnungen von Vereinen oder Austausche von Schülerinnen und Schülernbleiben weiterhin wichtige Pfeiler der internationalen Beziehungen Esslingens. Für dieses Jahr ist unter anderem ein Chorbesuch aus Neath (Wales) geplant, ein Städtepartnerschafts-Turnier von 14. bis 16. Juni, ein Besuch in Vienne im Juli sowie ein Europatag für die städtischen Azubis im Herbst.

Förderrichtlinien angepasst

Der Verwaltungsausschuss hat am Montag einer Änderung der bisherigen Förderrichtlinien zugestimmt, die ebenfalls an den Wandel der Städtepartnerschaften angepasst werden. Da die Reisekosten deutlich gestiegen sind und dies vor allem Vereine und Gruppen vor große Herausforderungen stellt, wurde zum Beispiel ein Fahrkostenzuschuss eingeführt. Einsparungen gibt es dadurch, dass andere Zuschüsse gestrichen wurden - unter anderem wird die Aufnahme von Personen aus bestimmten Partnerstädten, das Mittagessen in der städtischen Kantine während eines Schüleraustausches oder die Unterbringung von Lehrkräften nicht mehr gefördert.

Vereine oder engagierte Menschen, die Fragen rund um Austausch und Städtepartnerschaften haben, dürfen sich gerne an die Abteilung Städtepartnerschaften wenden. 

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(Erstellt am 13. Februar 2024)