Wenn der Bürgermeister zum Rechen greift
Yalcin Bayraktar hat den Spielplatz Jakobstraße frühlingsfit gemacht und damit sein Urteil vom Narrengericht eingelöst. Die insgesamt 80 Spielplätze der Stadt sind bereit für die Freiluftsaison.

Grünflächenamtsleiter Matthias Scheider (l.) und sein Team leiten den "Praktikanten" Yalcin Bayraktar (2.v.r.) bei der fachmännischen Hackschnitzelverteilung an.
Bei strahlendem Sonnenschein und in grüner Arbeitskluft schiebt Yalcin Bayraktar Schubkarren um Schubkarren mit Hackschnitzeln zur Seilbahn auf dem Spielplatz Jakobstraße. Wie es zu diesem besonderen Einsatz kam? Der Sozial- und Bildungsbürgermeister hat damit sein Urteil eingelöst, zu dem ihn das Berkheimer Narrengericht verdonnert hatte. „Wenn es geregnet hat, gab es hier oft eine Schlammschlacht“, erklärt Isabel Ramsch, 1. Vorständin der Berkheimer Waschweiber. Abhilfe sollen die Hackschnitzel schaffen.
„Ich mag es, körperlich zu arbeiten – das ist ein guter Ausgleich zu den vielen Stunden am Schreibtisch“, betont Yalcin Bayraktar, während er fröhlich zum Rechen greift und die Hackschnitzel unter der Seilbahn gleichmäßig verteilt. Am Wochenende arbeite er auch gerne im eigenen Garten. Das gefällt dem Chef des Grünflächenamts, der ihn daraufhin gleich animiert: „Hier ist noch ein Loch frei und an den Seiten bitte ein bisschen gleichmäßiger“, ruft ihm Matthias Scheider lachend zu.
Material für Spielplätze zertifiziert
Gemeinsam mit seinem Team hat Scheider im Vorfeld einen sechs Kubikmeter großen Haufen Holzhackschnitzel zum Spielplatz transportiert. „Das Material ist speziell für Spielplätze zertifiziert“, erklärt Norbert Grupp, der sich beim Grünflächenamt unter anderem um Instandhaltung der insgesamt 80 Spielplätze kümmert. Die Körnung dürfe weder zu groß noch zu klein sein, „damit es genug Luftkammern gibt und somit der Fallschutz nachweisbar ist“, erklärt der Gartenbautechniker. Altholz oder Bauholz dürfe nicht verwendet werden, da sonst möglicherweise Farbreste oder Nägel untergemischt sein könnten.
540 Kubikmeter Hackschnitzel
Für die 80 Spielplätze in Esslingen werden im Frühjahr insgesamt 540 Kubikmeter Hackschnitzel verteilt. „Da sind wir circa sechs bis acht Wochen unterwegs“, sagt Norbert Grupp. Um die Spielplätze frühjahrsfit zu bekommen, werde außerdem der Sand von einer Fachfirma gereinigt. Die Reinigung läuft über ein Förderband und sortiert Fremdpartikel aus. So werde der Sand auch gleichzeitig „gelüftet“. Der Einsatz von neuem Sand sei laut Grupp verschwindend gering und auch nicht notwendig: „Der alte und gereinigte Sand sorgt für ein biologisches Gleichgewicht- das kann man ungefähr mit einem guten Immunsystem vergleichen.“
Sämtliche Spielgeräte werden einmal in der Woche einer visuellen Kontrolle unterzogen, dabei werden die Spielplätze auch gereinigt und die Mülleimer geleert. Alle ein bis drei Monate werden die Spielgeräte auf Herz und Nieren geprüft. Einmal im Jahr gibt es die sogenannte Hauptkontrolle: „Dabei schauen wir nach der Standfestigkeit und legen die Fundamente frei, um zu sehen, ob sich was gelockert hat“, betont Grupp.
Darf Bayraktar im Grünflächenamt anfangen?
Mittlerweile recht Bayraktar die letzten Holzschnitzel unter der Seilbahn gleichmäßig zurecht und freut sich: „Bei dieser Art von Arbeit sieht man direkt am Ende des Tages, was man geleistet hat.“ Einen Job beim Grünflächenamt könne er jungen Menschen nur ans Herz legen: „Man arbeitet an der frischen Luft und mit tollen Profis zusammen.“ Ob Matthias Scheider den heutigen Helfer auch einstellen würde? „Unbedingt“, sagt er mit einem Lachen, „die grüne Arbeitskleidung darf er, wie unsere Praktikanten auch, als Dank und Erinnerung auf jeden Fall behalten.“
Büro des Oberbürgermeisters