Die gute Tat kommt von Herzen

Bürgerengagement: Beim Kleinreparaturdienst „Tat und Rat“ engagieren sich Seniorinnen und Senioren. Dieses Jahr feiert die Gruppe ihr 30-jähriges Jubiläum.

Gruppenbild Tat und Rat

250 Einsätze stemmt das Team von Tat und Rat jedes Jahr. Mitglied Uli Wenz (vorne 4. von links) fuchst sich gern in die Aufgaben rein.

Ein tropfender Wasserhahn, die Einstellung eines Fernsehgeräts oder das Aufhängen einer Lampe – für viele Alltagsprobleme braucht man hin und wieder eine helfende Hand. „Für solche Kleinigkeiten kommt kein Handwerker“, weiß Katrin Gros, die bei der Stadt Esslingen das Bürgerengagement koordiniert. Umso mehr freut sie sich, dass es in Esslingen seit 1995 den ehrenamtlichen Kleinreparaturdienst Tat und Rat gibt und dass das Angebot rege genutzt wird: Rund 250 Aufträge erledigen die zehn bis fünfzehn aktiven Mitglieder jedes Jahr - und das bereits seit drei Jahrzehnten. „Das ist eine bemerkenswerte Leistung, ich gratuliere der Initiative herzlich zum 30. Geburtstag“, betont Marius Osswald, Leiter Amt für Soziales, Integration und Sport und Steffen Schmid, Abteilungsleiter der Abteilung Sport und Bürgerengagement, ergänzt: „Danke an alle Engagierten für ihr beispielgebendes Engagement für die Menschen in unserer Stadt.“

Zehn Einsätze pro Woche

Einer der aktiven Mitglieder ist Uli Wenz. Der 76-Jährige zog vor zweieinhalb Jahren nach Esslingen und suchte nach einer Möglichkeit, sich ehrenamtlich einzubringen. Als er von Tat und Rat erfuhr, war er sofort begeistert: „Als Rentner habe ich viel Zeit – die möchte ich sinnvoll nutzen und anderen Menschen helfen.“ Handwerk und Technik liegen ihm im Blut: In Eigenregie hat er ein 200 Jahre altes Haus umgebaut. So bringt jeder der Engagierten seine eigenen Erfahrungen und Steckenpferde mit.
Seine Taschen sind voll bepackt mit Werkzeug, Schrauben und Teilen, die man eben so braucht, wenn man etwas reparieren muss – zu manchen Einsätzen bringt er auch gleich seine Schlagbohrmaschine mit. Zu allen seinen Terminen radelt Uli Wenz mit dem Fahrrad. Das Team erledigt rund zehn Einsätze pro Woche.

Auftrag: Vorhangstange

Heute klingelt er bei Sabine Metter, die Halterung ihrer Vorhangstange hat sich gelöst. „Ich mache ja vieles selbst, vor allem im Garten, aber hier komme ich an meine Grenzen“, sagt die 65-Jährige, die gemeinsam mit ihrer 17-jährigen Katzendame Mina in Oberesslingen wohnt. Um ans Fenster zu kommen, lupft Uli Wenz erst mal einen Schaukelstuhl samt Kätzchen zur Seite und schaut sich das das Problem an. Er kruschtelt in seinen Taschen nach den richtigen Schrauben, versucht es zunächst mit dem Akkuschrauber, doch dann muss der Schlagbohrer her. Nach 30 Minuten ist das Problem gelöst, den Vorhang fädeln sie gemeinsam wieder auf die Stange und Sabine Metter strahlt: „Das ist wirklich ein tolles Angebot – ich habe darüber mal im Amtsblatt gelesen und es nun schon zum zweiten Mal in Anspruch genommen.

Kosten im Rahmen

Auch mehrfach von seinen Diensten profitiert hat Ljerka Nikolic, die alleine in einer Wohnung in Oberesslingen lebt. „Ich bin vor sechs Monaten hier eingezogen und habe dringend Hilfe beim Aufbau von zwei Schränken gebraucht“, erzählt die 69-Jährige, die in ihrem Hausflur auf einen Aushang von „Tat und Rat“ aufmerksam wurde. „Ich finde es super, dass es sowas gibt, selbst hätte ich das niemals hinbekommen“, schwärmt sie. Froh ist sie auch, dass sich die Kosten im Rahmen bewegen: Jeder gibt so viel er kann oder möchte. Diese Aufwandsentschädigungen nutzt das Team von Tat und Rat dazu, Werkzeuge und Geräte zu kaufen – einmal im Jahr machen sie einen kleinen Betriebsausflug. Gerade für Menschen, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben oder keine handwerklich begabten Menschen in der Nähe haben, ein tolles Angebot.

Aufträge von A bis Z

Ljerka Nikolic gehen die Aufträge nicht aus: Zwei Schränke hat Uli Wenz hier schon aufgebaut, eine Garderobe umgesetzt und ein Insektengitter in die Terrassentür eingebaut. „Das war kniffliger als gedacht“, erinnert er sich mit einem Lachen. Die Anleitung war auf Chinesisch, Teile haben gefehlt. Aber genau solche Herausforderungen gefallen dem 76-Jährigen: „Ich fuchse mich gerne in Sachen rein und freue mich dann, wenn ich es hinbekommen habe.“
Auch wenn er sich selbst als Allrounder bei Tat und Rat sieht: „Es gibt natürlich Grenzen und wir haben ja auch einige Spezialisten für andere Dinge.“ So habe ihn beispielsweise eine Dame nach einem erledigten Auftrag gefragt, ob der sich den kaputten Plattenspieler anschauen könne: „Da war ich mit meinem Latein am Ende und habe einen Kollegen gebeten einzuspringen. Unser Team besteht aus einem erfahrenen Kreis von Fachleuten, die von A wie Ablaufverstopfung entfernen bis Z wie Zugschalter auswechseln fast alles können – außer Hochdeutsch“, erklärt er lachend. Und selbstverständlich habe er auch schon selbst Hilfe in Anspruch genommen, als es darum ging den neuen Smart TV an das WLAN anzuschließen. Die Aufwandsentschädigung für den Kollegen: Ein guter Kaffee.  

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(Erstellt am 30. Oktober 2025)