Geschichte der Esslinger Feuerwehr

Die Entwicklung einer modernen Feuerwehr begann in Esslingen – wie in vielen anderen Städten – in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Welche gesellschaftlichen, technischen und organisatorischen Veränderungen dazu führten, wie sich das Feuerwehrwesen in Esslingen weiterentwickelte und welche Strukturen sich daraus bis heute ableiten lassen, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.

Die hier bereitgestellten Texte enthalten unter anderem Auszüge aus der Festschrift „150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Esslingen“, die anlässlich des Jubiläums im Jahr 2002 veröffentlicht wurde. Ein gedrucktes Exemplar der Festschrift ist weiterhin über die Geschäftsstelle der Feuerwehr Esslingen erhältlich.

Turnvereine und Bürgerwehren als Wegbereiter der Feuerwehr

Im 19. Jahrhundert entstanden vielerorts Feuerwehren aus Turnvereinen und Bürgerwehren. Turnvereine förderten nicht nur körperliche Fitness, sondern auch bürgerschaftliches Engagement und demokratische Verantwortung – ideale Voraussetzungen für die Gründung organisierter Löschtruppen.

Bürgerwehren, ursprünglich mit repräsentativen Aufgaben betraut, übernahmen zunehmend Aufgaben beim Brandschutz. Sie sicherten Brandstellen und gerettete Werte – und wurden so zu Vorläufern späterer Feuerwehrkompanien.

Aus dieser Verbindung entwickelten sich die ersten modernen Feuerwehren – geprägt von körperlicher Leistungsfähigkeit, Organisation und Gemeinsinn.

Turnverein und Bürgerwehren

Der Weg zur Gründung

Bereits 1848 gab es einen ersten Aufruf zur Gründung eines Pompiercorps, der jedoch erfolglos blieb. 1851 beschloss der Gemeinderat die Einrichtung einer Steigerkompanie mit mindestens 80 Freiwilligen.

Im Januar 1852 folgte die Aufforderung zum Beitritt in ein freiwilliges Pompier- und Schutzcorps. Am 30. August 1852 lud der Esslinger Rechtskonsulent Theodor Georgii, Mitbegründer der Tübinger Feuerwehr, zu einer Gründungsversammlung ein. Rund 80 Männer aus dem Turnerstand nahmen teil.

Die neue Steigerkompanie sollte ergänzend zur damals noch bestehenden Pflichtfeuerwehr Aufgaben übernehmen, die zuvor unzureichend gelöst wurden. Auf der Versammlung wurde die Kompanie gegründet und Georgii zum Hauptmann gewählt. Der 30. August 1852 gilt seitdem als offizieller Gründungstag der Esslinger Feuerwehr.

Der Weg zur Gründung

Organisation in der Anfangszeit

Die Entwicklung der Feuerwehr war vielerorts ein längerer Prozess, geprägt vom Nebeneinander von Pflicht- und Freiwilligenwehren. Erst technische Fortschritte wie verbesserte Löschgeräte und moderne Wasserleitungen ermöglichten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Aufbau freiwillig organisierter Feuerwehren – so auch in Esslingen.

Die frühe Feuerwehr war nach militärischem Vorbild strukturiert. Kompanien und Züge wurden von gewählten Offizieren geführt – darunter Kommandant, Adjutanten, Hauptleute und Leutnants. Trotz militärischer Hierarchie herrschten demokratische Prinzipien: Führungspersonen wurden geheim gewählt, wichtige Entscheidungen traf das gesamte Corps in jährlichen Versammlungen.

Die Kompanien übernahmen unterschiedliche Aufgaben:

  • 1. Kompanie: Arbeits- und Einreißmannschaft
  • 2. Kompanie: Rettungsmannschaft mit Steigern und Austrägern
  • 3. Kompanie: Spritzenmannschaft mit Schlauchführern und Pumpern
  • 4. Kompanie: Schutzmannschaft

Diese Organisationsform blieb bis 1895 weitgehend unverändert. Erst mit der Einführung zentral gesteuerter Alarmglocken (Weckerlinie) und später in der NS-Zeit kam es zu tiefgreifenden Veränderungen – unter anderem zur Abschaffung der Kompaniestruktur und Einführung des „Einheitsfeuerwehrmanns“.

Organisation in der Anfangszeit

Die Grosmannsche Neuorganisation

In der Anfangszeit bestand die Esslinger Feuerwehr aus einer Pflichtmannschaft und einer freiwilligen Steigerkompanie. Während die Verpflichteten – oft widerwillig – den Großteil stellten, zeichnete sich die freiwillige Einheit bald durch höhere Einsatzbereitschaft aus. Die daraus resultierenden Spannungen führten zu Reformüberlegungen.

1866 übernahm Friedrich Grosmann das Kommando – unter der Bedingung, künftig alle Kompanien führen zu dürfen. Mit seiner Neuorganisation stärkte er die freiwillige Mannschaft, reduzierte den Einsatz der Pflichtabteilungen und machte die Feuerwehr damit attraktiver. Die Pflichtmannschaft wurde 1871 zur Reservetruppe umgewandelt, bevor sie 1887 ganz aufgelöst wurde.

Die rein freiwillige Feuerwehr entwickelte sich rasch zu einem Vorbild in der Region. Die hohe Motivation zeigte sich auch in der starken Nachfrage: Bereits 1873 wurden Aufnahmekarten und Wartelisten eingeführt, 1889 verzeichnete man 631 Neueintritte.

Die Grosmannsche Neuorganisation

Aufstieg zum modernen Sicherheitsinstrument

Mit dem technischen Fortschritt wuchs im 19. Jahrhundert auch der Anspruch an den Brandschutz. Neue, teils hochentzündliche Stoffe in der industriellen Produktion erforderten moderne Löschverfahren – und machten die Feuerwehr zu einem unverzichtbaren Bestandteil städtischer Sicherheitsstrukturen.

1868 wurde erstmals ein eigener Feuerlöschetat in den Protokollen der Feuerwehr Esslingen vermerkt. Mit Unterstützung der Stadt konnten Hydrophore, Steigerlaternen und Transportwagen angeschafft werden. In den Folgejahren finanzierte die Stadt auch technische Meilensteine wie den Feuertelegrafen (1891) und die Weckerlinie (1895).

Esslingen war früh Vorreiter: Bereits 1920 verfügte die Feuerwehr über eine Automobilspritze, 1922 folgte eine Autodrehleiter. 1923 kam eine zweite Motorspritze hinzu – lange bevor andere Städte vergleichbarer Größe nachzogen. Auch in der Zwischenkriegszeit und im Dritten Reich wurde die Modernisierung konsequent fortgeführt, etwa mit einer Feuermeldezentrale und dem neuen Schaumlöschverfahren.

Der Aufstieg zum bürgerlichen Sicherheitsinstrument

Die Weckerlinie – technischer Fortschritt im Alarmwesen

Die 1895 eingeführte Weckerlinie war ein Meilenstein im Feuerlöschwesen der Stadt Esslingen. Über ein elektrisches Läutwerk waren rund 24 Feuerwehrmänner und zwei Fuhrwerksbesitzer direkt mit der Alarmzentrale verbunden. Bei Brandausbruch konnte so lautlos alarmiert und ein schneller Ersteinsatz gewährleistet werden – ohne öffentliche Signalgebung.

Die angeschlossenen Feuerwehrleute waren meist selbständige Handwerker aus der Nähe des Magazins, was eine hohe Einsatzbereitschaft ermöglichte. Schon im selben Jahr fand eine erste Übung mit bespannten Geräten statt, später kamen moderne Kraftfahrzeuge hinzu. Die Weckerlinie galt über viele Jahre hinweg als Vorbild für effiziente Alarmierung – und als Ausdruck technischer Innovationskraft.

Die Weckerlinie

Guter Ruf und eigenes Häusle

Für die Aufnahme in die Feuerwehr war neben körperlicher Eignung ein einwandfreier Leumund entscheidend. Die Mitgliedschaft galt als ehrenvolle Aufgabe, die persönliches Vertrauen, Ehrenhaftigkeit und gesellschaftliches Ansehen voraussetzte. Bewerber wurden sorgfältig geprüft – insbesondere, wenn sie dem Verwaltungsrat nicht bekannt waren.

Obwohl sich die Gründung an alle dienstfähigen Bürger richtete, stammten viele Feuerwehrmänner aus der besitzenden Schicht: selbständige Handwerker und Kaufleute, oft auch Hausbesitzer. Sie waren nicht nur leichter verfügbar, sondern hatten ein starkes Eigeninteresse am Brandschutz. Angehörige der unteren sozialen Klassen waren hingegen deutlich seltener vertreten.

Guter Ruf und eigenes Häusle

Veränderungen in der NS-Zeit

Mit dem Beginn des Nationalsozialismus wurde das Feuerlöschwesen grundlegend umgestaltet. Die Feuerwehren verloren ihren Vereinscharakter, wurden zentralisiert und als „Polizeiexekutive besonderer Art“ dem Polizeirecht unterstellt – die Feuerlöschpolizei entstand.

Auch in Esslingen führte dies ab 1933 zu umfassenden Einschnitten. Der Verwaltungsrat, mehrere Löschzüge sowie die Spielmannszüge wurden aufgelöst, die Wehr drastisch verkleinert. Von ursprünglich 840 Mitgliedern blieben nur rund 350 – davon 90 in der Kernstadt. Obwohl die Leitung weitgehend in den Händen erfahrener Demokraten blieb, wurden mit der Einsetzung eines SA-Mitglieds 1938 schließlich auch in Esslingen politische Führungsstrukturen sichtbar.

Veränderungen in der NS-Zeit

Bombennächte

Ab 1933 wurde die Feuerwehr zunehmend auf kriegsbedingte Aufgaben vorbereitet – Luftschutz, Gasschutz und Entgiftung rückten in den Fokus. Mit Beginn der alliierten Luftangriffe ab 1942 musste die Esslinger Feuerwehr zu 32 Großeinsätzen ausrücken – 14-mal im Stadtgebiet, 18-mal auswärts. Die Nähe zu Stuttgart wirkte sich dabei verheerend aus: Häufig war Esslingen selbst betroffen, während gleichzeitig Hilfe in Stuttgart geleistet werden musste.

Die Belastung war enorm – oft mehrtägige Einsätze, überwiegend nachts, bei gleichzeitigem Personalmangel durch Einberufungen. Anders als in vielen Städten kamen in Esslingen weder Frauen noch Hitlerjugend als Einsatzkräfte zum Zug.

Bombennächte

Demokratischer Neubeginn

Nach 1945 übernahmen die Alliierten die Aufsicht über die Feuerwehren. Die NS-Strukturen wurden aufgelöst, Kommandanten ausgetauscht – die Feuerwehr wurde wieder eine eigenständige Organisation außerhalb der Polizei.

In Esslingen trat Wehrführer Karl Fischer im September 1945 zurück. Die US-Militärregierung ernannte Paul Friesch zu seinem Nachfolger – ein erfahrener Feuerwehrmann, der nie NSDAP-Mitglied war. Unter seiner Führung kehrte die Feuerwehr Schritt für Schritt zur demokratischen Ordnung zurück: mit gewählten Gremien, Hauptversammlungen und bürgernaher Struktur. Friesch blieb Kommandant bis 1953.

Das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen

Das 100-jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Esslingen wurde 1952 mit einer Festwoche ausgiebig gefeiert. Die Bevölkerung wurde intensiv informiert und eingebunden: Fahrzeug- und Gerätevorführungen, Löschangriffe mit Handdruckspritzen und Schaum sowie Präsentationen der Werkfeuerwehren prägten das Programm. Höhepunkt war eine beeindruckende Wasser-Show auf dem Marktplatz, die tausende Zuschauer begeisterte – trotz kleinerer Pannen.

Oberbürgermeister Dr. Dieter Roser betonte in seinem Grußwort die Bedeutung kameradschaftlicher Zusammenarbeit und würdigte den langjährigen Einsatz der Feuerwehrmänner für den Schutz der Stadt und ihrer Bürger.

Das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen

Ausgewählte Fahrzeugbeschaffungen der 50er Jahre

Schlauch-Rüstwagen 1952

Zum 100-jährigen Jubiläum erhielt die Freiwillige Feuerwehr Esslingen 1952 einen Schlauch-Rüstwagen – das erste Fahrzeug mit Funk. Der Magirus-Rundhauber verfügte über einen Stromerzeuger für Licht- und Arbeitsstrom, eine Motorwinde mit bis zu 12 Tonnen Zugkraft sowie umfangreiche Ausrüstung wie Atemschutz, Werkzeuge, Kettensäge, Telefonanlage und Lautsprecher. Zudem waren rund 800 m B-Schläuche an Bord. Das Fahrzeug war damals das meistgenutzte Einsatzfahrzeug.

Drehleiter 1955

1955 wurde erstmals eine Drehleiter auf Mercedes-Benz-Fahrgestell mit Metz-Aufbau beschafft – eine preisgünstigere Alternative zu Magirus. Trotz Widerstand vieler Feuerwehrleute, die Ersatzteilprobleme fürchteten, setzte sich der Kommandant durch. Die Leiter war bis 1988 im Dienst und wurde später vom Feuerwehr-Oldtimerverein restauriert.

Tanklöschfahrzeug TLF 15 (1955)

Das zweite Tanklöschfahrzeug der Wehr hatte einen 2400-Liter-Wassertank mit integriertem Schaummittelbehälter, um Schaum schneller abgeben zu können. Wegen Korrosion kam es jedoch zum ungewollten Mischen von Wasser und Schaummittel. Zwei Schnellangriffseinrichtungen aus C-Schlauch waren Standard – eine damals übliche, heute allerdings wegen Sicherheitsbedenken seltener genutzte Ausstattung.

Ausgewählte Fahrzeugbeschaffungen der 50er Jahre

Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr Esslingen 1952

Stadtmitte (Gerätehaus Kiesstraße)

Anzahl Fahrzeug / Gerät
2 Tanklöschfahrzeug (1500 l/min)
2 Löschfahrzeug (1500 l/min)
1 Drehleiter (18 m)
1 Stahl-Drehleiter (30 m)
1 Schlauch- und Gerätewagen
1 Personenkraftwagen
1 Sonderfahrzeug Waldbrand + TS (800 l/min)
1 Sonderanhänger Schnellkupplungsrohre

Vororte

Vorort Fahrzeug / Gerät
Wäldenbronn 1 Löschfahrzeug (800 l/min), 1 Hydrantenkarren, 1 Schiebleiter (12 m)
Hegensberg 1 Löschfahrzeug (800 l/min), 1 Schiebleiter (12 m)
Sulzgries 1 Löschfahrzeug (800 l/min)
Rüdern 1 Löschfahrzeug (800 l/min)
Sirnau 1 Löschfahrzeug (800 l/min)
Liebersbronn 1 Hydrantenkarren, 1 Schiebleiter (12 m)
Neckarhalde 1 Hydrantenkarren
Wiflingshausen 1 Hydrantenkarren

Alarmierung in den 1950er Jahren

In den 1950er Jahren erfolgte die Alarmierung der Innenstadt-Löschzüge über Wecker – sogenannte „Weckerlinien“. Die Vorortwehren wurden über Sirenen alarmiert. Erst ab 1960 begann mit der Einführung der Funkalarmierung in Wäldenbronn eine schrittweise Modernisierung.

Im Stadtgebiet waren 59 Feuermelder installiert, die bei Auslösung automatisch eine dreistellige Kennung an die ständig besetzte Feuermeldezentrale übermittelten – dort wurde die Meldung per Morseschreiber dokumentiert. Gleichzeitig wurden Uhrzeit und Meldepunkt notiert, die Alarmierung der Einsatzkräfte eingeleitet und weitere Stellen wie Polizei, Stadtwerke oder Stromversorger informiert.

In den Vororten konnten Sirenen per Druckknopf ausgelöst werden. Der Alarmierende musste vor Ort bleiben, um den eintreffenden Kräften die genaue Einsatzstelle mitzuteilen. Alternativ war eine telefonische Alarmierung über die Notrufnummer 19 möglich – allerdings oft mit Verzögerung, da die Rückverfolgung des Anruforts nicht automatisiert war.

Eine Anekdote zeigt die Tücken der damaligen Technik: Eine aufgeregte Anruferin meldete „Schnell! Weckerlinie! Bei uns brennt’s!“ – die Zentrale verstand „Schnell! Bäckermühle!“ und schickte das erste Fahrzeug prompt in die falsche Richtung. Erst eine Feuermeldung über den Melder korrigierte den Einsatzweg.

Ein besonderer Fall – Feuerwehrdienst als Bewährungsauflage (1952)

Im April 1952 bat der Esslinger Bewährungshelfer Eberhard Schaeufele die Feuerwehrleitung um Unterstützung in einem ungewöhnlichen Fall: Der 19-jährige Josef Z., verurteilt wegen Metalldiebstahls, sollte im Rahmen seiner Bewährung zur Stärkung des Bürgersinns bei der Freiwilligen Feuerwehr mitwirken – so entschied das Amtsgericht Esslingen.

Da Josef Z. in Feuerbach arbeitete und für den regulären Feuerwehrdienst nicht greifbar war, wurde er dem Spielmannszug zugeteilt. Doch bereits nach zwei Wochen blieb er Proben fern – der Bewährungshelfer musste informiert werden. Wie der Fall weiterging, ist nicht überliefert.

Solche Fälle gibt es heute nicht mehr: Seit 1997 schreibt die Feuerwehrsatzung einen „guten Ruf“ als Voraussetzung für die Aufnahme in die Freiwillige Feuerwehr vor (§3 Abs. 1 Nr. 3).

Ein Handelsschiff auf Abwegen – und seine Rückkehr (1961–1987)

Fast 50 Jahre zierte das kunstvoll gefertigte Handelsschiff den Giebel der Feuerwache Adlerstraße – bis es 1961 demontiert wurde. Der Grund: Es gehörte eigentlich der Handelsschule, die das Gebäude mit der Feuerwehr teilte. Als die Schule in die neue John-F.-Kennedy-Schule umzog, nahm sie das Schiff mit – sehr zum Ärger der Feuerwehr und vieler Bürger.

Das Schiff kam in die Pausenhalle der neuen Schule und verschwand damit aus dem Stadtbild. Erst 1987, als das Gebäude an der Schorndorfer Straße verkauft wurde, kehrte das Schiff auf Wunsch vieler Esslinger an seinen angestammten Platz zurück – seither segelt es wieder stolz an der Feuerwache Adlerstraße: Kurs Süd-Südwest.

Ein Handelsschiff auf Abwegen – und seine Rückkehr (1961–1987)

Einrichtung von Werkstätten – Zentrale Dienste ab den 1960er Jahren

Noch Anfang der 1960er nutzte die Feuerwehr in der Adlerstraße nur einen kleinen Teil des Gebäudes – viele Räume waren weiter schulisch belegt. Dennoch wurde auf Anregung des Landesbranddirektors auch in Esslingen mit dem Aufbau zentraler Feuerwehr-Werkstätten begonnen.

Zunächst entstand die Zentrale Schlauchwerkstatt (ZSW). Vorher reinigten die einzelnen Löschgruppen ihre Schläuche selbst – oft an Telegrafenmasten getrocknet. In Esslingen war bereits ein Waschtrog vorhanden, später wurden alle Schläuche im Schlauchturm getrocknet. Schlechte Schlauchqualität führte zu vielen Reparaturen – bis neue Schläuche wirtschaftlicher wurden.

Ab 1965 wurde die Zentrale Atemschutzwerkstatt (ZAW) aufgebaut. Bis dahin gab es nur wenige Kreislaufgeräte („Heeresatmer“), die mit Alkali-Patronen CO₂ banden und Sauerstoff aus Flaschen zuführten. Probleme wie beschlagene Masken oder reizende Gase durch gebrauchte Patronen waren häufig. Ab 1965 kamen Pressluftatmer, anfangs noch ohne passende Masken.

In Eigenleistung wurde eine Atemschutzwerkstatt samt Kompressor aufgebaut (1968), später auch Schulungen und Reparaturen für andere Feuerwehren im Landkreis durchgeführt. Erst mit der Einrichtung der Kreiswerkstatt in Kirchheim endete die zentrale Wartung in Esslingen.

Einrichtung von Werkstätten – Zentrale Dienste ab den 1960er Jahren

Ein neues Löschgruppenfahrzeug – zäher Kampf um Ersatz

Anfang der 1970er war der Fahrzeugbestand der Feuerwache Stadtmitte stark reduziert: Ein veraltetes Bundesfahrzeug des LSHD stand als einziges Löschgruppenfahrzeug zur Verfügung – jedoch schlecht ausgestattet und schwer bedienbar. Der Mannschaftsraum war abgetrennt, die Geräte schlecht erreichbar, und das Fahrzeug stand nicht immer für städtische Einsätze zur Verfügung.

Trotz der klaren Notwendigkeit wurde die geplante Ersatzbeschaffung mehrfach aus dem Haushaltsplan gestrichen. Erst durch intensives Engagement des damaligen Kommandanten und die Unterstützung von Oberbürgermeister Klapproth gelang es, die Finanzierung 1972 durchzusetzen. Das Fahrgestell wurde per Eilentscheidung an Daimler-Benz vergeben, der Aufbau ging nach Preisvergleich an die Firma Ziegler.

1974 konnte das neue LF 16-TS schließlich in Dienst gestellt werden – fünf Jahre nach Aussonderung des Vorgängers. Es blieb 25 Jahre im Einsatz, bevor es 1999 im Rahmen der Städtepartnerschaft nach Molodetschno (Weißrussland) überführt und dort weitergenutzt wurde.

Ein neues Löschgruppenfahrzeug – zäher Kampf um Ersatz

Krankentragenhalterung für die Drehleiter – Esslinger Eigenbau mit Fernsehruhm

Ein Bauunfall 1973 in Tischardt machte deutlich: Eine professionelle Lösung zur Patientenrettung mit der Drehleiter war dringend nötig. Damals musste eine Krankentrage notdürftig mit Seilen am Korb befestigt werden – eine riskante Notlösung, die in Esslingen Konsequenzen hatte.

Kurze Zeit später entwickelte die Feuerwehr eine eigene Krankentragenhalterung aus Stahl-U-Schienen. Wegen der fehlenden Drehbarkeit musste immer im rechten Winkel angeleitert werden. Die schwere Konstruktion und der kleine Zwei-Mann-Korb machten die Rettung allerdings weiterhin schwierig. Nur leichte Feuerwehrleute konnten den Patienten im Korb begleiten.

Die Eigenkonstruktion war sogar Thema eines Fernsehbeitrags des SDR. Bei einer Übung am Kessler-Haus demonstrierten Feuerwehr, Polizei und DRK die neue Technik – inklusive eigens aus Stuttgart eingeflogenem Streifenwagen.

Heute gehören Tragenhalterungen zur Standardausstattung aller Drehleitern in Esslingen. Die aktuelle Generation ermöglicht eine sichere und regelmäßige Unterstützung des Rettungsdienstes bei beengten Verhältnissen in Wohngebäuden.

Krankentragenhalterung für die Drehleiter – Esslinger Eigenbau mit Fernsehruhm

Schnellbergungswagen – Esslingen als Pionier

Die Idee für den Schnellbergungswagen (SBW) kam vom Esslinger Motorjournalisten Eberhard Hemminger. Mit Unterstützung der Björn-Staiger-Stiftung wurde ein geländegängiger Range Rover aufgebaut – kompakt, schnell (bis 155 km/h) und mit allem ausgestattet, was für die schnelle Rettung bei Verkehrsunfällen nötig war.

Nach Stuttgart erhielt Esslingen 1975 das zweite Fahrzeug dieser Art im Land – nahezu vollständig durch Spenden finanziert. Die feierliche Einweihung auf dem Inneren Burgplatz wurde mit einer großen Rettungsübung begangen – inklusive Notarztwagen und Hubschrauber.

Der SBW war Esslingens erstes Fahrzeug in Tagesleuchtrot RAL 3024, wofür eigens eine Ausnahmegenehmigung beantragt wurde. Zum ersten Einsatz kam er am 6. Juli 1975 – drei Minuten nach Alarmierung konnte eine eingeklemmte Person mit dem hydraulischen Spreizer befreit werden.

Auch überörtlich wurde der SBW eingesetzt, was anfangs zu politischer Kritik führte. Trotzdem setzte sich das Konzept durch: Der SBW wurde zum Vorbild für den später bundesweit genormten Vorausrüstwagen und steht damit sinnbildlich für Esslingens Innovationsgeist im Rettungswesen.

Kommunikationstechnik im Wandel – 1977 als Meilenstein

Im Jahr 1977 wurde der Notrufzugang deutlich verbessert: In 500 Telefonzellen im Landkreis installierte man münzlose Notrufmelder – ein einfacher Hebel alarmierte Polizei oder Feuerwehr. Besonders in Randgebieten war dies ein wichtiger Fortschritt.

Im selben Jahr entstand durch den grundlegenden Umbau der Feuerwache die erste integrierte, rechnergestützte Leitstelle Esslingens (ILSE). Im 2. Obergeschoss wurden Feuerwehr und Rettungsdienst technisch und räumlich zusammengeführt – mit identischen Programmen für beide Organisationen. Seit 1976 liefen nahezu alle 112-Notrufe des Landkreises (außer Kirchheim) bereits in Esslingen auf.

Gleichzeitig wurde die Funkwerkstatt des Tiefbauamts erweitert, um die aufwendigen Umstellungen der Funktechnik zu bewältigen. Auch die städtische Telefonzentrale rückte nun räumlich näher an die Leitstelle heran – ein weiterer Schritt zu besserer Kommunikation in der Gefahrenabwehr.

Kommunikationstechnik im Wandel – 1977 als Meilenstein

Von wenigen Kräften zur rund um die Uhr besetzten Wache

Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte die Stadt hauptamtliche Feuerwehrleute – zunächst für Werkstatt- und Verwaltungsaufgaben. Mit steigendem Einsatzaufkommen konnten kleinere Einsätze bald tagsüber allein durch das Hauptamt abgearbeitet werden. Nachts blieb man auf die Freiwilligen angewiesen.

Erst Anfang der 1990er Jahre wurde ein Nachtdienst eingeführt, der im Wechsel mit dem 2. Zug besetzt wurde. Am 1. Januar 1997 begann dann die ständige Besetzung der Hauptfeuerwache durch vier Wachabteilungen und einen Tagesdienst – rund um die Uhr. Der Gemeinderat verankerte die neue Hauptamtliche Abteilung im Oktober 1997 in der Feuerwehrsatzung.                                            

Ziel war es, durch die Kombination aus Haupt- und Ehrenamt langfristig keine Berufsfeuerwehr vorhalten zu müssen – eine Lösung, die bis heute erfolgreich Bestand hat.

Mit dem Umzug der Feuerwache an den Pulverwiesen (2008) wurde ein neues Schichtmodell eingeführt, 2016 folgte der 24-Stunden-Einsatzleitdienst. Heute sorgt diese Struktur dafür, dass Einsatzdienst, Leitstelle und Führungsdienst rund um die Uhr verlässlich besetzt sind.

Stadt Esslingen am Neckar

Feuerwehr

Feuerwehr Esslingen am Neckar
Pulverwiesen 2
73728 Esslingen am Neckar
Telefon 0711 3512-3700

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