Vorbereitungen für einen Notfall, der hoffentlich niemals eintritt

Vor kurzem hat sich das Stadtarchiv Esslingen mehrere aufeinander abgestimmte Notfallboxen angeschafft, die alle für die Erstversorgung von beschädigtem oder zu schützendem Archivgut wichtigen Materialien enthalten. „Wenn man so will, handelt es sich um eine Art Erste-Hilfe-Kasten für Schriftgut“, erklärt Lena Kirchner vom Stadtarchiv. 

Inhalt der Notfallboxen des Stadtarchivs: Helm, Bürste, Pinsel, Folie, Block, Stift, Absperrband, Handschuhe, Kabelschnur

Nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels wird die Vorsorge für den Katastrophenfall immer wichtiger. „Es gilt Vorkehrungen zu treffen für den Fall, dass Archivgut wie auch immer beschädigt wird oder sogar ein Verlust droht“, so die Archivarin. Mithilfe der neuen Ausrüstung soll die schriftliche Überlieferung auch im Notfall sichergestellt werden. Die stabilen Notfallboxen beinhalten u. a. die verschiedensten Materialien zur Erstversorgung von Archivgut, Dokumentationsmaterial, um Archivalien später wieder in ihren Kontext einordnen zu können, Schutzausrüstung für die Personen am Einsatzort und eine kleine technische Ausstattung, die die Stromversorgung am Einsatzort sicherstellt. 

„Zu den häufigsten problematischen Ereignissen gehören übrigens (Lösch-)Wasserschäden“, sagt Lena Kirchner, und erklärt, wie die Versorgung von feuchtem oder nassem Archivgut nach der Bergung – hierfür ist die Schutzausrüstung nötig – ungefähr aussehen würde: „Das nasse Archivgut wird zunächst mit Wasser abgespült, um es von groben Verschmutzungen zu reinigen. Im Anschluss wird es in Form gerückt und in Strechfolie (Plastikfolie) verpackt. Hierbei ist eine genaue Dokumentation notwendig: Die Signatur des Objektes, unter der es im Stadtarchiv immer wieder gefunden werden kann, muss immer nachvollziehbar bleiben.“ Hierbei hilft das Dokumentationsmaterial. 

Lena Kirchner: „Im Anschluss wird das Archivgut eingefroren. Dadurch wird das Fortschreiten eines Schadens, wie z. B. Schimmelbildung, verhindert.“ Die vorher erfolgte Verpackung verhindere das Zusammenkleben der Unterlagen. Um nasses Archivgut wieder einsatzfähig zu machen, werde es anschließend gefriergetrocknet. Bei diesem Vorgang wird dem Archivgut die überschüssige Feuchtigkeit entzogen. Wenn ein schnelles Handeln möglich war und das Schriftgut schnell in der oben genannten Reihenfolge behandelt wurde, kann es im Anschluss an die Gefriertrocknung ohne weitere Restaurierung ins Archiv zurückkehren und wieder für die Benutzung bereitstehen. 

Das Stadtarchiv Esslingen verwahrt als „Gedächtnis der Stadt“ die Unterlagen der Stadtverwaltung und von deren Vorgängerinstitutionen, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Auch heute noch ist es dafür zuständig sicherzustellen, dass zukünftige Generationen nachvollziehen können, was aktuell in der Stadt geschieht und was es wohl bedeutete, in einer bestimmten Zeit in Esslingen zu leben. Neben der Übernahme und Zugänglichmachung der Unterlagen hat das Archiv die Aufgabe, die schriftliche Überlieferung zu erhalten und zu sichern, auch im Katastrophenfall.

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(Erstellt am 18. August 2023)