Stadt- und Archivgeschichte
Mit mehr als 3500 laufenden Metern Archiv- und Bibliotheksgut spiegelt das Stadtarchiv die lange und reiche Geschichte Esslingens wider.
Stadtgeschichte
Bedeutende vormoderne Reichsstadt, früh aufblühende Industriestadt, moderner, bedeutender Wirtschafts- und Bildungsstandort. Noch heute ist die ereignisreiche Stadtgeschichte spürbar und erlebbar in allen Straßen und Gassen.
Stadtchronik
Überblicksdarstellungen zur Stadtgeschichte
Eine Auswahlbibliographie finden Sie hier im Bibliothekskatalog (OPAC). Die in der Trefferliste aufgeführten Titel können Sie in unserem Lesesaal einsehen.
Filme
Das Stadtarchiv beherbergt fast unzählige historische Unterlagen, die die Geschichte Esslingens wiedergeben. Expert:innen bringen in acht Filmen Archivalien zum Sprechen, um damit wichtige Episoden der Stadtgeschichte zu beleuchten - von der Entstehung der Kommune bis zur ersten Städtepartnerschaft.
Archivgeschichte
Wie die Stadt hat auch das Archiv die Herausforderungen der Moderne angenommen – vom „Geheimarchiv“ des Mittelalters zur modernen Dienstleistungsinstitution.
Reichsstädtisches Archivwesen
Die erste Nachricht über das Esslinger Archivwesen stammt aus dem Jahr 1368, als „Behaltnusse …, da der burger und der gemainde … der stat ze Esselingen briefe und insigel inne beschlossen sint“, erwähnt werden. Von Beginn des 15. bis in das frühe 19. Jahrhundert wurden neben wertvollen Artefakten die wertvollsten und wichtigsten schriftlichen Unterlagen in einem Gewölbe im Südturm der Stadtkirche St. Dionys, dem sogenannten „Stein“, aufbewahrt. Die städtische Kanzlei befand sich spätesten seit 1459 im damaligen Haus des Stadtschreibers Niklas von Wyle an der Stelle des heutigen Gebäudes Archivstr. 3.
Mit zunehmender Schriftlichkeit wurden die Räume in der Kanzlei zu klein und es lag somit nahe, die benachbarte ehemalige Allerheiligenkapelle für Archivzwecke umzubauen und durch einen Übergang mit der Kanzlei zu verbinden (1610). Der heutige Kapellenraum diente als "Zwischenarchiv", die aktuelle Registratur lagerte in den Obergeschossen beider Gebäude, während das Gewölbe im „Stein“ weiterhin für die Aufbewahrung der wichtigsten Dokumente wie beispielsweise der kaiserlichen Privilegien genutzt wurde.
Seit Mitte des 17. Jahrhunderts – nachdem 1637 das Archiv nach Ulm geflüchtet und „schandlich verwarloset wurde“ – war kontinuierlich ein „Registrator“ oder „Archivar“ neben dem Stadtschreiber als Chef der laufenden Verwaltung tätig.
In den 1770er Jahren erfolgte die endgültige Trennung von Registratur und Archiv einerseits und laufender Verwaltung andererseits. Mit der Verlegung der Kanzlei aus dem baufälligen Gebäude Archivstr. 3 manifestierte sich der Name „Stadtarchiv“ für die ehemalige Allerheiligenkapelle.
Das Stadtarchiv nach 1802/03
1802/03 wurde die Reichsstadt Esslingen württembergisch, was auch für das Stadtarchiv einen bedeutenden Einschnitt darstellte. Einerseits wurden bedeutende reichsstädtische Esslinger Bestände in das württembergische Staatsarchiv verbracht, wo sie sich heute noch befinden (Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart und Staatsarchiv Ludwigsburg). Andererseits wurde die verbliebene historische Überlieferung, die nun größtenteils ihre rechtliche Bedeutung verloren hatte, im Stadtarchiv zusammengeführt.
Ab 1836 wurde dieses von Konrektor Karl Pfaff formiert, geordnet und verzeichnet. Dabei wurden auch die Überlieferungen des Katharinenhospitals mit den Klosterbeständen und der Kastenverwaltung (Kirchen- und Schulwesen) mit einbezogen.
Nachdem seit Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich nebenamtliche Archivare tätig waren, ist das Stadtarchiv seit 1977 hauptamtlich besetzt.
Die Archivstandorte
Das Stadtarchiv sitzt in zwei Gebäuden. Die Hauptstelle befindet sich in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbauten, 1324 erstmals erwähnten ehemaligen Allerheiligenkapelle. Zwei Hausnummern weiter ist die Nebenstelle angesiedelt. Sowohl in Haupt- als auch Nebenstelle sind Lesesäle eingerichtet, die die Benutzung der jeweils am Ort in Archivmagazinen aufbewahrten Archivalien ermöglichen.
Hauptstelle (ehemalige Allerheiligenkapelle)
Aufgrund der spätromanischen und frühgotischen Bauformen wird die erstmals 1324 erwähnte Allerheiligenkapelle in die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert. Sie fungierte ursprünglich als Kapelle des städtischen Friedhofs um die Stadtkirche.
Ursprünglich stand die zweigeschossige Kapelle frei. Im Untergeschoss befand sich das dreischiffige, vierjochige Beinhaus, in dem exhumierte Gebeine nachbestattet wurden, im Obergeschoss der dreischiffige Kapellenraum. Anlässlich eines grundlegenden Umbaus der Kapelle 1444 wurden an der Ostwand die noch heute erhaltenen Wandbilder angebracht. Im Zuge der Reformation 1531 wurde die Kapelle profaniert. Weitere umfangreiche Umbaumaßnahmen erfolgten 1610, als das Gebäude aufgestockt und durch einen Gang mit der benachbarten Stadtkanzlei verbunden wurde. Die einstige Kapelle diente nun als Altregistratur. 1836 wurden sämtliche historischen Archivfonds in der ehemaligen Allerheiligenkapelle zusammengeführt. Die letzten baulichen Veränderungen des nunmehrigen Stadtarchivs fallen in die Jahre 1938-1940.
In der heutigen Hauptstelle des Stadtarchivs werden u. a. die Bestände aus reichsstädtischer Zeit, Sammlungen, Nachlässe, Vereins- und Firmenarchive sowie die Archivbibliothek verwahrt und können im dortigen Lesesaal benutzt werden.
Nebenstelle
2006 wurden zusätzliche Räumlichkeiten in dem der Allerheiligenkapelle benachbarten ehemaligen Komplex der Firma "Roth & Müller" (Georg-Christian-von-Kessler-Platz 6) umgebaut und bezogen. Dort werden die Bestände der Stadtverwaltung ab 1802, die Gemeindearchive Berkheim und Zell, Pläne und die Foto- und Postkartensammlung aufbewahrt werden. Im Lesesaal der Nebenstelle steht zum Lesen und Scannen der Mikrofilme ein Reader-Scanner zur Verfügung. Die Nebenstelle wurde 2018 so erweitert, dass die ab 1990 genutzte Außenstelle „Orgelbau“ aufgelöst werden konnte.
Literatur zur Archivgeschichte
Eine Auswahlbibliographie finden Sie hier im Bibliothekskatalog (OPAC). Die in der Trefferliste aufgeführten Titel können Sie in unserem Lesesaal einsehen.
Von der Friedhofskapelle zum Stadtarchiv
Gebäudegeschichte
Das Gebäude des Stadtarchivs erhielt sein heutiges Erscheinungsbild in zahlreichen Bauabschnitten, die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckten.
Aufgrund der spätromanischen und frühgotischen Bauformen wird die erstmals 1324 erwähnte Allerheiligenkapelle in die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert. Ursprünglich stand die zweigeschossige Kapelle frei. Im Erdgeschoss befand sich das dreischiffige, vierjochige Beinhaus, in dem exhumierte Gebeine vom Friedhof um die Stadtkirche nachbestattet wurden, im Obergeschoss der dreischiffige Kapellenraum. Anlässlich eines grundlegenden Umbaus der Kapelle 1444 wurden an der Ostwand die noch heute erhaltenen Wandbilder angebracht. Im Zuge der Reformation 1531 wurde die Kapelle profaniert. Weitere umfangreiche Umbaumaßnahmen erfolgten 1610, als das Gebäude aufgestockt und durch einen Gang mit der benachbarten Stadtkanzlei verbunden wurde. Die einstige Kapelle diente nun als Altregistratur, während die wichtigsten und ältesten Dokumente der Stadt weiterhin in dem „Geheimarchiv“ im Archivgewölbe auf dem „Stein“ im Südturm der Stadtkirche aufbewahrt wurden. Die letzten baulichen Veränderungen des nunmehrigen Stadtarchivs fallen in die Jahre 1938-1940.
Das Wandgemälde in dem Kapellenraum hat eine besondere Geschichte, die für den Tag des offenen Denkmals® 2020 in einem mit dem Landesfilmdienst Baden-Württemberg e.V. produzierten Film verarbeitet wurde.
Wissenschaftliche Präsenzbibliothek
Die Büchersammlung des Stadtarchivs erstreckt sich über einen Zeitraum vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert.
Die Wurzeln einer einheitlichen städtischen Bibliothek reichen zurück bis in das Jahr 1555. Zu dieser Zeit entsteht aus den Bücherbeständen der aufgelösten Klöster und der Bibliothek der evangelischen Prädikanten eine zentrale Stadt-, Kirchen- und Schulbibliothek mit ca. 1800 Druck- (!) und 130 Handschriften, die bis ins frühe 19. Jahrhundert im Pfarrhof untergebracht war und dann in den Südturm der Stadtkirche verlagert wurde.
Der erste Bibliothekskatalog der Pfarrbibliothek von Karl Pfaff aus dem Jahr 1858 benennt als Gesamtbestand der zu diesem Zeitpunkt noch gemeinsamen Rats- und Kirchenbibliothek 1613 Bände, davon 55 Inkunabeln.
19. Jahrhundert
Das Ausscheidungsgesetz vom 14. Juni 1887 verlangte eine Trennung des Vermögens der Kirchengemeinde vom allgemeinen Stiftungsvermögen der bürgerlichen Gemeinde, was im Jahre 1888 zu einer Teilung der ehemaligen zentralen Bibliothek führte. Aus den durch zwischenzeitliche Verkäufe stark dezimierten Beständen gelangten 450 Bände überwiegend weltlicher Literatur 1893 in den Besitz der Stadt. Sie bilden den noch heute vorhandenen Grundstock der Bibliothek des Stadtarchivs. Die übrigen rund 800 Bände verblieben im Südturm der Dionysiuskirche.
Ein erstes handschriftliches Inventarverzeichnis der aus dieser Teilung neu entstandenen Archivbibliothek erstellte Stadtarchivar Paul Eberhardt 1910.
20. Jahrhundert
Um 1959 entsteht ein Zettelkastenkatalog mit einer Aufteilung in einen alphabetischen und einen systematischen Teil, auf dessen Grundlage die Bücher im Lesesaal der Allerheiligenkapelle aufgestellt waren. Als dessen räumliche Kapazität erschöpft war, wurde auf die Einlagerung in Magazine nach Numerus Currens umgestellt. Seit 1980 steht in der ehemaligen Kapelle zu diesem Zweck und zur Aufbewahrung von Archivalien eine Rollregalanlage zur Verfügung.
21. Jahrhundert
2002 erfolgte die Umstellung des Katalogs auf die SWB-Datenbank, alle seither angeschafften und retrokonvertierten Titel sind online rechercherchierbar.
Kulturamt