So soll das Hochschulareal künftig aussehen
Aus sieben eingereichten Entwürfen kürte eine Jury nun den Sieger. In den kommenden Jahren sollen an der Flandernstraße hunderte Wohnungen und ein ganz neues Quartier entstehen.

Was für ein neues Stadtquartier entwickelt sich in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren in der Flandernstraße, was wird aus dem ehemaligen Hochschulstandort in Panoramalage? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Anfang Februar eine fachkundig besetzte Jury - und wählte aus sieben eingereichten Entwürfen von Planungsbüros schließlich einstimmig einen Siegerentwurf aus: Das Rennen machten Octagon und studiofutura, zwei Büros, die gemeinsam ihre Ideen für das Quartier in der Flandernstraße ausgearbeitet haben.
„Dieser Entwurf hat uns aus mehreren Gründen überzeugt“, berichtet Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der selbst Teil der Jury war. „Zum einen sehen wir bei dieser Planung sehr gute Chancen, dass der für Esslingen charakteristische und stadtbildprägende Gebäudebestand weiter erhalten bleibt und künftig als Wohnraum genutzt wird. Zum anderen steht dieser Entwurf ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und der Klimaanpassung, indem er den großen Baumbestand und die grüne Frischluftzone schützt.“
Mit der Entscheidung der Jury endet auch das innovative Werkstattverfahren, das die Stadt Esslingen zur städtebaulichen Planung des Quartiers angewandt hatte. „Im Rückblick zeigt sich, dass dieses Verfahren für die Flandernstraße genau das richtige war“, bilanziert Bürgermeister und Jurymitglied Hans-Georg Sigel. „So konnten die Planungsbüros ihre Entwürfe bereits frühzeitig der Jury und der Öffentlichkeit präsentieren. Die vielen Rückmeldungen und Anregungen konnten sie anschließend in ihre Planungen einfließen lassen und uns nun eine ganze Reihe qualitativ hochwertiger Entwürfe vorlegen.“
Fünf Thesen für das künftige Quartier
In der Tat lieferten die beiden siegreichen Büros für viele Aspekte des Quartiers an der Flandernstraße frische Ideen - und fassten diese unter fünf Thesen zusammen: Baumbestand und Grünflächen erhalten, möglichst keine Neuversiegelung, bestehende Infrastruktur nutzen, Potenziale erkennen und schließlich kein Abriss, sondern das Prinzip „on top“.
So sieht der Entwurf vor, dass die zentralen Gebäude wie Akropolis oder Mensa erhalten bleiben. Um genügend Raum für einige hundert Wohnungen zu schaffen, die dort entstehen sollen, planen die Büros eine Aufstockung der bestehenden Gebäude - bis auf die Akropolis und das Mensagebäude. Wo das aufgrund der Statik oder des Gebäudezustands nicht möglich ist, soll an derselben Stelle neugebaut werden und der Charakter des ehemaligen Hochschulareals somit erhalten bleiben. Für die Mensa haben die Planerinnen und Planer die Unterbringung eines Nahversorgers vorgesehen.
Integriert und weitergenutzt werden soll auch das vorhandene Parkhaus, das zum Parken für mehrere umliegende Gebäude genutzt und durch Wohnnutzungen aufgestockt wird. Am westlichen Abschnitt des Areals sollen neue Wohngebäude entstehen, die eine Verbindung zum angrenzenden Bestandsquartier herstellen.
Im Ergebnis ließen die Planerinnen und Planer von Octagon und studiofutura den Grünstreifen zwischen Rotenackerstraße und ehemaliger Hochschule unberührt. Die vielen Bäume in diesem Bereich sollen auch in Zukunft Schatten spenden und als parkähnliche Fläche das dortige Mikroklima verbessern, nicht zuletzt um als Klimaleitbahn Richtung Innenstadt zu dienen. Großzügige öffentliche Plätze und Räume sollen die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner zu Begegnungen im neuen Stadtquartier einladen.
Darunter werden aller Voraussicht nach auch einige städtische Mitarbeitende sein: „Einen Teil der entstehenden Wohngebäude werden wir als Stadt selbst umsetzen“, sagt Oberbürgermeister Matthias Klopfer. „Die dortigen Wohnungen werden den Mitarbeitenden von Klinik und Pflegeheimen zur Verfügung stehen. In kleinen, möblierten Appartements können diese in Ruhe in Esslingen ankommen, sich in ihrem neuen Job oder in ihrer Ausbildungsstelle zurechtfinden und sich anschließend auf dem regulären Esslinger Wohnungsmarkt umschauen.“
Projekt bis in die 2030er Jahre
Bis es so weit ist, werden jedoch noch ein paar Jahre vergehen, wie Axel Fricke als Leiter des Stadtplanungsamts berichtet: „Nach vielen detaillierten Gutachten im Vorfeld und dem erfolgreichen, innovativen Werkstattverfahren haben wir nun zwei von drei Phasen abgeschlossen. Im nächsten Schritt geht es jetzt darum, aus dem sehenswerten Konzept der beiden Planungsbüros auch Realität werden zu lassen.“
Daher wird die Stadt Esslingen gemeinsam mit den Planungsbüros in den nächsten Monaten nochmals am Entwurf feilen und diesen Stück für Stück optimieren. Dazu finden voraussichtlich im Frühjahr weitere Veranstaltungen für interessierte Bürgerinnen und Bürger statt. Im Herbst diesen Jahres soll der Esslinger Gemeinderat dann einen Grundsatzbeschluss zum zukünftigen Quartier an der Flandernstraße fassen.
„Anschließend können wir uns auf die Suche nach interessierten Bauträgern und Baugruppen machen, die das Quartier Flandernstraße entwickeln möchten“, erklärt Bürgermeister Hans-Georg Sigel. „Wie genau diese den Entwurf dann am Ende umsetzen, wird auch von der wirtschaftlichen Lage in der Region und der Situation am Wohnungsmarkt abhängen.“
Bis die Bagger an der Flandernstraße also tatsächlich anrollen, werden noch einige Jahre vergehen - da ist sich auch Oberbürgermeister Matthias Klopfer sicher. „Das ist ein Projekt, das weit in die 2030er Jahre hineinreichen wird“, prognostiziert er. „Aufgrund der großen Bedeutung des Areals für uns als Stadt und des Potenzials für den Wohnungsbau werden wir das Tempo aber weiterhin hoch halten und die Entwicklung des neuen Quartiers fleißig vorantreiben.“
Büro des Oberbürgermeisters