Warum Gänse keine gern gesehenen Gäste sind
Mit eine Gänsemanagement will die Stadt Esslingen Konflikten zwischen Mensch und Tier zuvorkommen. Gemeinsam wird überlegt, wo Gänse sich aufhalten können - und wo eben nicht. Im Fokus stehen dabei Grünflächen wie Merkelpark und Maille sowie das Neckarfreibad.

Die Nilgans kommt eigentlich aus Afrika, fühlt sich aber auch hierzulande zunehmend wohl. Da es vor allem wegen ihrer Hinterlassenschaften bereits in anderen Kommunen Konflikte gab, will sich die Stadt Esslingen frühzeitig mit möglichen Maßnahmen beschäftigen. Zusammen mit dem Stadtjäger wird ein Gänsemanagement entwickelt.
Sie war schon vor dem ersten Badetag zur Stelle: Regelmäßig nutzen Nilgänse das Neckarfreibad, halten sich auf den Liegewiesen und an den Becken auf. Aus Sicht der Gänse ist das Gelände ein Paradies – dort befindet sich Gewässer direkt und leicht erreichbar neben Wiesen, auf denen die Tiere fressen können. Das kurze, saftige Gras gehört zudem zur Leibspeise der Vögel.
Zwar sieht der Wasservogel mit seiner Federfärbung äußerst hübsch aus. Doch jede Nilgans kann an einem Tag bis zu einem Kilo an Exkrementen hinterlassen. Das ist vor allem in hygienischer Hinsicht ein Problem: Die Freibadmitarbeitenden müssen einen enorm großen Aufwand betreiben, damit der Kot nicht in die Becken gelangt und für eine Keimbelastung sorgt.
Auf der Suche nach einer Lösung haben sich Stadt und Stadtwerke Esslingen gemeinsam an den Stadtjäger Christian Schwenk gewandt. Wer sofort an Flinte und Schrot denkt, kann beruhigt sein: „Uns geht es darum, die Gänse in andere Bereiche zu lenken“, erläutert der Experte. Neben dem Neckarfreibad stehen zum Beispiel der Merkelpark und die Maille im Fokus – Grünflächen in Esslingen, auf denen sich viele Menschen aufhalten. Zumal auch dort die Nilgans bereits gesichtet wird.
Die Chance für eine erfolgreiche Umlenkung der Tiere ist zum jetzigen Zeitpunkt relativ groß: „Noch ist die Nilganspopulation in Esslingen überschaubar. Deswegen ist es sinnvoll, sich bereits jetzt damit zu beschäftigen, wo sich die Vögel aufhalten können und wo eben nicht“, sagt Ingo Hanak vom Grünflächenamt. Die Entwicklung eines Gänsemanagements in Esslingen wird als Pilotprojekt auch vom Ministerium für Ländlichen Raum fachlich unterstützt - zumal dieses dann auch anderen Kommunen als Hilfestellung dienen könnte.
Was soll konkret passieren?
Bereits angelaufen ist ein Monitoring: Es wird zunächst erfasst, wie viele Gänse sich im Freibadbereich aufhalten. Auch andere Flächen werden beobachtet. Das ist wichtig, um mehr darüber zu erfahren, wie sich die Population in Esslingen entwickelt – und ob der eingeschlagene Weg erfolgreich ist.
Ziel des Projektes ist es des Weiteren, Flächen in Esslingen zu identifizieren, auf denen die Tiere gewünscht oder zumindest geduldet sind. „Wir werden dann aber auch dort die Artenvielfalt im Blick behalten“, sagt Christian Schwenk. Schließlich ist es nicht das Ziel, dass andere heimische Wasservögel von Gänsen vertrieben werden.
Durch verschiedene Maßnahmen sollen zudem das Freibad, aber auch andere Grünflächen für die Gänse unattraktiv werden. Sofern möglich, sind gestalterische Veränderungen das Mittel der Wahl. „Gänse mögen zum Beispiel keine kniehohen Blühwiesen, weil sie dort potentielle Fressfeinde nicht sehen können“, erläutert Christian Schwenk. Entsprechend angelegte Bereiche könnten deswegen die Tiere vertreiben.
Sollte das nicht ausreichen, sollen die Vögel beunruhigt und verunsichert werden. So könnten die Gänse gezielt erschreckt werden oder es könnten einzelne Tiere entnommen werden, was für Unruhe in der Gruppe sorgt und die Vögel letztlich vertreibt. „Die ergriffenen Maßnahmen sollen für die Gänse nach Möglichkeit nicht tödlich sein“, betont Christian Schwenk.
Die Stadt Esslingen bittet zudem darum, dass die Gänse nicht gefüttert werden. „Je mehr sich die Vögel an die Menschen gewöhnen, desto schwieriger ist es, sie zu vertreiben.“ Ganz davon abgesehen schadet zum Beispiel Brot aufgrund des hohen Salz- und Kohlenhydratgehalts den Wasservögeln und ist damit letztlich falsch verstandene Tierliebe.
Büro des Oberbürgermeisters