Invasive Ameisen sind in Esslingen angekommen
Mittlerweile wurde das Vorkommen der Tapinoma magnum bestätigt. Die Insekten sind für Menschen ungefährlich, können aber Schaden an der Infrastruktur anrichten. Die Stadt erarbeitet eine Bekämpfungsstrategie.

Kleine Tierchen, große Unruhe: Tapinoma magnum heißt die Ameisenart, die aus dem Mittelmeergebiet stammt und sich zunehmend auch in Baden-Württemberg breit macht. Die Insekten sind für den Menschen ungefährlich, doch lästig können die Tiere allemal werden. Denn sie bilden so genannte Superkolonien, welche aus zahlreichen Brutzentren mit mehreren Königinnen und tausenden Arbeiterinnen bestehen.
Dadurch kann sich die Art zum einen sehr schnell ausbreiten, zum anderen ist sie deswegen schwer zu bekämpfen. Schlagzeilen hat vor allem das Vorkommen der Tapinoma magnum in Kehl gemacht – dort sorgten die Ameisen zum Beispiel für Stromausfälle, weil sie ihre Nester auf elektrischen Anlagen ausbreiteten.
Vor einigen Wochen hat die Stadtverwaltung Hinweise aus der Bürgerschaft bekommen, dass es auch in Esslingen ein erstes Vorkommen dieser großen Drüsenameisen geben könnte. Eine Analyse des Naturkundemuseums Stuttgart bestätigte den Verdacht inzwischen: Entlang der Lärmschutzwand der B 10 in Sirnau haben sich die Ameisen angesiedelt. Die Fläche gehört dem Land Baden-Württemberg, wird aber von der Stadt Esslingen bewirtschaftet.
Wie handelt die Stadt?
„Wir haben die Situation in der vergangenen Woche mit einer Fachfirma für Schädlingsbekämpfung begutachtet“, berichtet Matthias Scheider, Leiter des Grünflächenamtes. Die Experten werden das betroffene Gebiet diese Woche detailliert untersuchen und den Befall erheben.
„Danach werden wir eine Bekämpfungsstrategie erarbeiten“, berichtet Scheider. Denkbar ist es, das betroffene Gelände über mehrere Wochen mit einem speziellen Gel zu behandeln, mit dem in anderen Kommunen gute Erfahrungen gemacht wurden.
„Wir werden aber auch überlegen, welche Pflanz- oder Pflegemaßnahmen in Zukunft dafür sorgen könnten, dass sich die Ameisen auf der Fläche nicht mehr so wohl fühlen“, erläutert Matthias Scheider. Doch letztlich werde man in Zukunft mit den Ameisen leben müssen – so wie auch mit anderen invasiven Tierarten.
Wie sind die Ameisen zu erkennen?
In Deutschland kommen rund 120 verschiedene Ameisenarten vor. Die Gattung Tapinoma ist auch für Laien nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Die Tapinoma Magnum ist komplett schwarz. Im Unterschied zu heimischen Ameisen und entgegen ihres wissenschaftlichen Namens treten die Arbeiterinnen in vielen verschiedenen Größen gleichzeitig auf und sind zwischen zwei bis vier Millimeter groß. Sind alle Ameisen gleich groß, handelt es sich also wahrscheinlich um eine heimische Art.
Im Sommer bildet diese Ameisenart breite und mehrspurige Ameisenstraßen – die einheimische schwarze Wegameise ist dagegen meist einspurig unterwegs. Zerdrückte Tapinoma-Ameisen verströmen einen chemisch-süßlichen Geruch, der an Aceton erinnert.
Treten diese Kriterien auf und gibt es einen begründeten Verdachtsfall, so kann man einige Fotos aufnehmen und per Mail an das Naturkundemuseum Stuttgart, tapinoma@smns-bw.de, schicken. In Zusammenarbeit mit dem Naturkundemuseum Karlsruhe hat dort dieses Jahr ein Tapinoma-Projekt die Arbeit aufgenommen, das die Invasion der Ameisen analysieren und effektive Managementstrategien entwickeln soll.
Wie können Privathaushalte die Ameisen bekämpfen?
Bei gut zugänglichen Nestern lässt sich die Zahl der Ameisen mit dem Einsatz von heißem Wasser reduzieren. Hausmittel wie Natron oder Essig können den Tieren zwar schaden, aber töten nicht ab. Wer Pestizide einsetzen möchte, sollte dazu unbedingt eine professionelle Schädlingsbekämpfungsfirma beauftragen.
Um eine Ausbreitung der Tapinoma Magnum zu vermeiden, sollte zum Beispiel beim Kauf von Pflanzen kontrolliert werden, ob sich im Topf Ameisen befinden. Zudem sollten zuckerhaltige und proteinreiche Lebensmittelabfälle nicht im Garten kompostiert werden, um den Ameisen eine wichtige Nahrungsquelle zu entziehen. Das Lagern von Lebens- oder Düngemitteln im Gartenhäuschen sollte ebenfalls unterlassen werden. Da sich Ameisen durch Grünschnitt verbreiten, sollten Gartenabfälle nie in der Natur entsorgt werden, sondern nur bei offiziellen Annahmestellen.
Büro des Oberbürgermeisters