Von der Burg zum Wasserhahn
Woher kommt das Esslinger Trinkwasser und wo wird es "zwischengelagert"? Eine Führung durch den Wasserhochbehälter unter der Burg gibt spannende Einblicke und Aufschlüsse.
Wer im Bereich der Stadtmitte den Wasserhahn aufdreht, dem sprudelt Trinkwasser entgegen, das aus dem Wasserhochbehälter unter der Esslinger Burg herunterkommt. „Wir haben hier oben zwei Kammern mit jeweils 2200 Kubik Volumen“, erklärt Thomas Illsinger, der seit 23 Jahren bei den Stadtwerken Esslingen (SWE) arbeitet und regelmäßige Führungen durch die Anlage anbietet. Die Landeswasserversorgung speist das Trinkwasser aus dem Donauried bei Langenau und versorgt damit einen großen Teil von Esslingen, der bis zur Mitte der Pliensauvorstadt reicht. „Ab dem Zollberg kommt Wasser aus dem Bodensee“, verdeutlicht der stellvertretende Teamleiter des Technischen Anlagenbetriebs anhand eines Stadtmodells, das im Vorraum der alarmgesicherten Anlage steht.
Führungen durch den alten Behälter
Mit Schutzüberzügen an den Schuhen geht es dann durch eine Sicherheitstüre in die heiligen Hallen. Durch große Scheiben kann man in die Wasserbehälter schauen, die 1996 erbaut wurden und den allerersten Esslinger Wasserspeicher von 1876 abgelöst haben. Den alten Wasserspeicher im Burghof, der über 100 Jahre in Betrieb war und 1700 Kubik Volumen hatte, kann man hin und wieder bei Führungen der Esslinger Stadtmarketing & Tourismus besichtigen.
Sorgfalt und Verantwortung
Die Arbeit mit Trinkwasser erfordere eine hohe Sorgfalt: „Wir haben eine Riesenverantwortung für fast 100.000 Menschen“, betont Illsinger. Daher werden die Kammern einmal im Jahr komplett gereinigt. Dabei bleibt immer eine Kammer in Betrieb, damit die Versorgung gewährleistet ist. „Wir reinigen immer im Herbst und Winter, da der Wasserbedarf da einfach niedriger ist.“ Am höchsten ist er übrigens generell zwischen 7 und 12 Uhr oder in der Halbzeitpause bei einem wichtigen Fußballspiel, sagt der Vorarbeiter mit einem Lachen.
Mehr Kontrollen als Mineralwasser
Die Qualität des Wassers wird sechsmal pro Jahr anhand von Proben geprüft: „Damit wird unser Wasser übrigens öfter kontrolliert als Mineralwasser“, betont der Fachmann. Die Proben werden an einem Probehahn entnommen und durch ein unabhängiges, zertifiziertes Trinkwasserlabor untersucht. Das Wasser in den beiden Kammern hat meist eine Temperatur zwischen acht und 14 Grad, der Wasserstand liegt im Normalbetrieb nie unter 3,50 und maximal bei 5,10 Meter. Durch ein großes Edelstahlrohr kommt ständig Nachschub, der das Wasser durcheinanderwirbelt. Das sei wichtig: „Denn dadurch wird das Wasser in den Kammern auch mindestens einmal am Tag umgesetzt und stagniert nicht.“
Nebeneffekt Stromerzeugung
Weil das Trinkwasser von der Landeswasserversorgung mit hohem Druck in Esslingen ankommt und heruntergebremst wird, gibt es laut Illsinger einen praktischen Nebeneffekt: „Dadurch können wir mit zwei Generatoren bis zu 60 KW Strom erzeugen.“ Dieser werde direkt für den Betrieb der Anlage genutzt. Kann er nicht vor Ort genutzt werden, wird er ins Stromnetz eingespeist.
24 Anlagen – auch außerhalb Esslingens
Insgesamt ist ein sechsköpfiges Team für 24 Wasserkammern in zwölf Anlagen in Esslingen zuständig. Dazu kommen weitere zwölf Anlagen an anderen Orten wie in Reichenbach, Hochdorf, Deizisau, Stetten und Köngen, wo die SWE die Betriebsführung für die Trinkwasserversorgung übernehmen. Es gibt eine wöchentliche Sichtkontrolle der Anlagen und sobald eine Störung vorliegt, wird dies über die Leittechnik gemeldet und die Fachleute der SWE erhalten eine Nachricht und einen Anruf auf dem Diensthandy. Illsinger betont: „Dann kümmern wir uns sofort darum.“
Die nächste kostenlose Führung findet am Donnerstag, 12. Juni, 10 Uhr, statt. Anmeldungen über Telefon 0711/3907484 oder an fuehrungen@swe.de.
Büro des Oberbürgermeisters