Ameisenstraße wird ausgebremst
In Sirnau bekämpft seit kurzem eine Fachfirma im Auftrag der Stadt die invasive Ameisenart Tapinoma magnum. Die ersten Erfahrungen mit dem eingesetzten Ködergel sind positiv.

Hier ein Tropfen, dort ein Klecks: Mit der Spritze in der Hand verteilt Schädlingsbekämpferin Sabine Göggerle das Ködergel für Ameisen. Direkt an der B-10-Lärmschutzwand, an Straßenritzen oder Baumstämmen – überall dort, wo Exemplare der Tapinoma magnum krabbeln.
Im Auftrag der Stadt hat die Firma „Der Puschmann“ vor kurzem den Kampf gegen die invasive Ameisenart in Sirnau aufgenommen. Unter erschwerten Bedingungen, denn bei Regenwetter kann das Ködergel nur sehr begrenzt ausgebracht werden.
Trotzdem geben die ersten Erfahrungen Grund zur Hoffnung. In der Unterführung zwischen Spechtweg und Neckarinsel sei beim ersten Bekämpfungstermin im Juli eine achtspurige Ameisenstraße zu sehen gewesen: „Und jetzt ist hier kein einziges Tier unterwegs“, zeigt Sabine Göggerle vor Ort.
Dass das Ködergel von den Tieren gut angenommen wird, berichtet auch Simone Sauer vom örtlichen Bürgerausschuss. Sie wohnt direkt gegenüber der Lärmschutzwand und hat die Ameisen bei sich auf dem Grundstück. Von der Fachfirma zu Testzwecken angebrachtes Ködergel „war nach zwei Stunden weggefressen.“
Mittel in die Nester und geben das Gift dort an den Nachwuchs weiter. „Wir hoffen, dass wir so die Tiere deutlich dezimieren können“, sagt Matthias Scheider, Leiter des Grünflächenamts. Er geht davon aus, dass die Ameisen, die gerne Superkolonien aus mehreren Satellitennestern bilden, den gesamten Lärmschutzwall besiedelt haben.
An Ostern war Anwohnerinnen und Anwohnern eine starke Zunahme an Ameisen aufgefallen: „Mülltonnen waren übersät, Nester sichtbar und stellenweise kamen die Tiere auch in die Häuser rein“, berichtet Simone Sauer. Eine Bestimmung des Staatlichen Naturkundemuseums brachte zu Tage, dass es sich bei den Ameisen um die Tapinoma magnum handelt. Die Ameisen sind für den Menschen ungefährlich, haben aber durch ihre Bautätigkeit in anderen Kommunen bereits enorme Schäden an der Infrastruktur verursacht.
Die Stadt ist deswegen bestrebt, die Situation zusammen mit den Sirnauer Betroffenen so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen - auch wenn die Fläche an der Lärmschutzwand gar nicht zu Esslingen gehört, sondern dem Land. „Die Zusammenarbeit ist sehr schnell angelaufen und dieses durchdachte Vorgehen ist wirklich vorbildlich“, betont Simone Sauer.
So hat der Bürgerausschuss zusammen mit der Verwaltung einen Infoabend für die Betroffenen organisiert, zudem wurde eine Bekämpfungsstrategie erarbeitet. „Die Pflege durch das Grünflächenamt wird eng auf die Anforderungen des Schädlingsbekämpfers abgestimmt, um den Ausbreitungsdrang der Ameise in jeder Hinsicht zu erschweren“, sagt Matthias Scheider.
Aufgrund der besonderen Lage von Sirnau gehen Matthias Scheider und auch Sabine Göggerle davon aus, dass sich die Tiere nicht weiter verbreiten. „Wir sehen deutlich, dass sie sandige Böden und offene Flächen schätzen“, berichtet Sabine Göggerle. Am Rande der Neckarinsel habe man ein paar Ameisen auf Futtersuche gesehen, aber keine Erdbewegungen, die auf einen Nestbau hinweisen würden. Auch der Wald Richtung Berkheim sei unattraktiv für die Tiere.
Ganz verschwinden, auch da sind sich die Experten einig, wird die Ameise nicht: „Meldungen aus anderen Kommunen zeigen uns, dass sich die Tapinoma magnum immer weiter verbreitet. Deswegen müssen wir lernen, mit der invasiven Art zu leben“, sagt Scheider.
Büro des Oberbürgermeisters
