Modell einer Bettfedern-Reinigungsmaschine

L. H. Lorch AG
Um 1930

Modell einer Bettfedern-Reinigungsmaschine
©Michael Saile

Rund ein Drittel ihres Lebens verbringen die Deutschen durchschnittlich mit Schlafen. Ein optimaler Schlaf zeichnet sich dabei vor allem durch Ruhe und Wärme aus. Die Firma H. Lorch beschäftigte sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit dieser Thematik. In ihrer Jubiläumsschrift zum 75-jährigen Bestehen der Firma 1952 bezeichnete sie sich daher als „Maschinenfabrik im Dienst am Bett“. Doch was war genau das Verdienst des Unternehmens, welches 1877 in Bad Cannstatt gegründet wurde und 1903 nach Esslingen in das Gebäude der ehemaligen Hardtmann’schen Tuchfabrik an der Maille zog?

Der Firmengründer Ludwig Hermann Lorch verdiente sein Geld ursprünglich als beratender Zivilingenieur. Als solcher arbeitete er des Öfteren für Bettfedernhersteller. Er erkannte, dass es bei der Aufbereitung von Bettfedern noch deutliches Verbesserungspotenzial gab. Vor allem die Reinigung der Rohfedern, die aus hygienischen Gründen unabdingbar ist, erfolgte noch viel zu umständlich. Die maschinelle Aufbereitung und Pflege war noch nicht möglich. Diese Marktlücke nutzte der Tüftler aus und wagte im Alter von 26 Jahren den Schritt vom Berater zum Konstrukteur und Hersteller von Maschinen für die Bettfedernindustrie. Sein Mut sollte sich auszahlen. Die Firma wuchs schnell und beschäftigte bereits 1899 zwanzig Mitarbeiter am Standort in Bad Cannstatt. Vier Jahre später folgte der Umzug nach Esslingen in ein größeres Fabrikgebäude, das die Möglichkeit der Nutzung von Wasserkraft bot. Anfang des 20. Jahrhunderts zeichnete sich das Unternehmen auch als Arbeitgeber aus, der einen Großteil seiner Belegschaft selbst ausbildet. Das Modell einer Bettfedern-Waschmaschine legt hiervon Zeugnis ab. Es wurde um 1930 als Lehrlingsarbeit hergestellt. Wer genau der oder die Entwickler:in war, ist jedoch nicht bekannt.

Bereits in den ersten Jahren des Bestehens der Firma L. H. Lorch gehörten Bettfedern-Waschmaschinen zum Produktportfolio. In der Aufbereitung von Bettfedern spielen sie eine wichtige Rolle. Die Rohfedern werden in der Produktion zunächst durch Aussieben und Entstäuben von trockenen Verunreinigungen wie Sand und Steinchen befreit. Durch das Waschen wird anschließend der übrige Schmutz aus den Federn gelöst. Spätere Maschinen aus dem Hause Lorch waren im Gegensatz zum Lehrlingsmodell zylindrisch. Bei den restlichen Elementen gleicht das Modell jedoch seinen großen Geschwistern.

Bettfedern-Waschmaschinen von Lorch waren mit einem Rührwerk für eine schonende Reinigung der Federn ausgestattet. Der untere Teil ist mit einem Sieb ausgelegt, unter welchem sich der Ablauf für das Schmutzwasser befindet. Die gereinigten Federn gelangten über einen Auslauf an der Stirnseite in die angeschlossene Zentrifuge, in welcher die Federn getrocknet wurden. Da die Bettfedern nach der Zentrifuge jedoch noch immer 35-40% Feuchtigkeit enthielten, erfolgte eine weitere Trocknung und Sterilisation in Dämpf- und Trockenapparaten. Sortiermaschine übernahmen schließlich den letzten Arbeitsschritt, bei welchem die Federn durch fein einstellbare Luftströme nach ihrer Größe und Dichte eingeteilt wurden.

Jeder dieser Vorgänge konnte durch eine Maschine von L. H. Lorch durchgeführt werden. Später kamen dann noch Geräte zum Abfüllen der Bettfedern in Säcke sowie Reinigungsmaschinen für die regelmäßige Pflege. Mit diesem Produktportfolio konnte sich das Esslinger Unternehmen dauerhaft am Markt etablieren und war sehr erfolgreich. Hiervon zeugen nicht nur zahlreiche Patentanmeldungen, sondern auch Aufträge aus der ganzen Welt. Kund:innen aus China, Russland, Kanada, Südafrika, Australien und den USA führten zur Einführung einer Weltkugel im Firmenlogo. Trotz allem musste die L. H. Lorch AG Ende der 1990er Jahre Konkurs anmelden und wurde 2001 aufgelöst.

(Erstellt am 01. August 2024)