Vom Bollwerk zum Blickfang
Einblicke in den Dicken Turm: Seit fast 500 Jahren thront der Dicke Turm über Esslingen. Einst als letztes Bollwerk der Stadtverteidigung eingerichtet, hat sich das Bauwerk als Wahrzeichen etabliert. Wie es hinter den sechs Meter dicken Mauern aussieht und wie der Dicke Turm fit für die Zukunft gemacht wird, das haben vor kurzem Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer exklusiven Führung erfahren.

Die massive Holztüre, sie hatte sich viele Jahre nicht mehr für Gäste geöffnet. „Wir waren hier mal essen“, erinnert sich eine Teilnehmerin auf dem Weg hinein. Tatsächlich hatte bis 2011 ein Restaurant im Dicken Turm aufgetischt, danach war das Bauwerk in eine Art Dornröschenschlaf gefallen. Seit einigen Jahren wird dem Dicken Turm wieder neues Leben eingehaucht. Dank Spenden aus der Bürgerschaft konnte zunächst die kleinere Burgstube als Veranstaltungslocation renoviert werden, seit vergangenem Jahr wird der historische Turmsaal auf Vordermann gebracht. „Ich bin wirklich froh und dankbar über dieses Engagement“, sagt Philipp Kopper. Der Projektleiter der Städtischen Gebäude Esslingen betreut die Sanierung und erläutert, dass die Stadt pro gespendeten Euro einen Euro dazu gibt und in die aktuelle Rundumerneuerung des Turmsaals rund 920.000 Euro investiert werden.
Dieser Saal befindet sich direkt unter dem Dach. Der Weg führt über eine imposante Wendeltreppe, die Einblicke in die Vergangenheit gewährt: „Noch heute sind nicht nur die Schießscharten zu erkennen, sondern auch die Öffnungen, die dem Rauchabzug dienten. Schließlich sollten die Soldaten nicht im Pulverdampf stehen“, erläutert Philipp Kopper. Interessant übrigens auch: Die Schießscharten zeigen auch auf den Innenhof: „Der Turm war zur letzten Verteidigung der Stadt gedacht, wenn der Feind schon in die Befestigungsanlage eingedrungen war“, erzählt Kopper.
Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, in Zukunft sollen im Turm vor allem die schönen Momente des Lebens gefeiert werden. Damit Hochzeiten, Geburtstage und Co. trotz historischem Ambiente nicht auf modernen Komfort verzichten müssen, wurde der Saal rundum erneuert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung laufen über staubigen Estrich, an Farbeimern, Holzleitern und anderem Werkzeug vorbei. „Wir sind im Endspurt“, berichtet Phillip Kopper und erzählt, was die Baufirmen bereits alles erledigt haben: Alle Fenster wurden ausgetauscht, die Holzkonstruktion hat einen frischen Anstrich und die Wandflächen haben eine neue Beschichtung bekommen. Pflanzentröge und andere Einbauten aus den 1970er Jahren wurden entfernt. „Erhalten haben wir aber den großen Kronleuchter, den wir nur etwas hochgehängt haben, damit der Raum besser wirken kann“, sagt Philipp Kopper. Dank dimmbarer LED-Beleuchtung ermöglicht der Leuchter in Zukunft schöne Effekte. Bereits zu erkennen ist der Aufhänger für den Beamer: auch auf eine moderne Medienanlage sollen die Festgesellschaften nicht verzichten müssen. Die alte Küche wurde entfernt, die Cateringfirmen können auf eine moderne Vorbereitungsküche mit Spülmaschine und Kühlschränken zurückgreifen. Ein neuer Aufzug führt von der Burgstube hinauf in den Turmsaal und ermöglicht damit den barrierefreien Zugang, durch eine zweite Treppe werden die Vorgaben des Brandschutzes erfüllt.
Beim Blick hinaus aus den Fenstern entdecken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung nicht nur den wunderbaren Ausblick über die Dächer Esslingens, sondern auch das Gerüst am Turm: „Wir haben tatsächlich nur dieses kleine Gerüst, um alle Materialien nach oben zu transportieren“, erläutert Phillip Kopper die Herausforderung. Denn da die Burgstube im ersten Obergeschoss weiter vermietet wird, soll das Treppenhaus trotz Bauarbeiten sauber bleiben.
Der Turmsaal soll ab Oktober vermietet werden. 44 Personen passen in die Burgstube, 90 Gäste in den Turmsaal. Besonderes Highlight ist der exklusive Teil des Seilergangs, der zum Beispiel für einen Sektempfang mit Blick auf die Altstadt genutzt werden kann. Um die Bewirtung im Dicken Turm kümmern sich fünf feste Cateringpartner, zwischen denen man nach Verfügbarkeit wählen kann. „Warum gibt es diese Begrenzung?“, will eine Teilnehmerin der Führung wissen. Zum einen wolle man einen gewisse Qualitätsstandard, der zur Exklusivität der Location passe. „Zum anderen müssen sich die Caterer schon mit den Eigenheiten des Bauwerks auskennen“, erzählt Juliana Kurka. Die Mitarbeiterin von Esslingen live berichtet, dass es bereits eine starke Nachfrage nach Feiern im Dicken Turm gibt. Eine Teilnehmerin kann das gut nachvollziehen: „Diese Mischung aus neu und alt ist wirklich sehr gelungen“, findet nicht nur sie.
Büro des Oberbürgermeisters
