Wenn die Musikschule alle Register zieht

Ein besonderer Abend, der musikalische Tradition, zahlreiche Ensembles und eine eigens in Auftrag gegebene Uraufführung zu einem großen Ganzen verbindet: Am Samstag, 22. November um 19 Uhr feiert die Städtische Musikschule Esslingen ihr 75-jähriges Bestehen bei einem einzigartigen Jubiläumskonzert im Neckar Forum. Der Eintritt ist frei.

Gruppe von rund 50 jungen Leuten mit ihren Instrumenten stehen in einem Park vor vor einem Schluss
Rund 50 Mitwirkende probten in Weikersheim fürs Jubiläumskonzert der Städtischen Musikschule Esslingen ©privat

„Die starke Präsenz der Musikschule in Kitas, Schulen und in Kooperationen mit Vereinen und anderen Kulturträgern zeigt ihre bildungspolitische Bedeutung“, betont Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der zur Jubiläumsfeier ein Grußwort sprechen wird. „Die Städtische Musikschule ist ein zentraler Bestandteil des kulturellen Lebens in Esslingen.“

Auf dem Programm des Jubiläumsabends steht die Uraufführung des Auftragswerks „ars musica longa, vita brevis“ von Frieder Kögel, das in enger Abstimmung mit der Musikschule komponiert wurde und bewusst die vielfältigen Besetzungen der Institution aufnimmt. „Zum Jubiläum wollten wir etwas Besonderes machen, das bisher nicht stattgefunden hat. So sind wir auf die Idee einer Auftragskomposition gekommen“, sagt Musikschulleiter Jochen Volle. Er beschreibt die pädagogische und kreative Idee hinter dem Projekt: „Frieder Kögel hat das Werk auf unsere Musikschule zugeschnitten. Es ist als Spiegelbild der Unterrichts und Ensemblearbeit konzipiert und vereint traditionelle wie populäre Klangwelten.“ 

Mit seiner Ouvertürensuite hat der Komponist Frieder Kögel – selbst ehemaliger Schüler der Musikschule und langjährig in Esslingen musikalisch tätig – ein Werk geschrieben, das minutiös die klangliche Vielfalt der Institution abbildet. Seine Suite verarbeitet zwei Soggetti von Hans Leo Hassler und führt sie durch 14 Sätze, die von Allemande und Sarabande über Charleston und Rock’n’Roll bis zu einem Recitativo „Rap“ reichen. Stilmittel von Fuge über Minimal Music bis hin zu Blues und Disco werden eingesetzt, sodass das Werk als kleines Kompendium musikhistorischer Formen und aktueller Ausdrucksweisen funktioniert.

Das Konzert verspricht Volumen und Intimität, großes Orchester- und Chorerleben ebenso wie kleine, liebevoll gestaltete Szenen. Es ist dramaturgisch so angelegt, dass alle Instrumentengruppen zu Wort kommen: Streicher, Bläser, Blockflöten, Gitarren, Harfen, Akkordeons, Klavier, Rhythmusgruppe, Chöre und sogar Big Band Bläsersätze treten in wechselnden Konstellationen auf. Szenische, pädagogisch ironische Momente – etwa kurze „Auszüge aus dem Klavierunterricht“ – lockern das Programm und zeigen den Blick der Musikschule auf ihren eigenen pädagogischen Alltag. 

Die Aufführung ist Ergebnis einer intensiven Probenarbeit: Ein Orchesterprobenwochenende mit rund 50 Mitwirkenden in Weikersheim fungierte als musikalische Initialzündung, bei der Klangkörper und Klangfarben zusammenwuchsen. Neben aktuellen Schüler:innen nehmen auch ehemalige Absolvent:innen teil; die jüngsten Mitwirkenden sind etwa elf Jahre alt. „Die Aufführenden bilden eine große Bandbreite unserer Musikschule ab. Uns ist es wichtig, beim Jubiläumskonzert nicht in Erinnerungen der vergangenen 75 Jahren zu schwelgen, sondern einen Ein- und Ausblick in die derzeitige und zukünftige Schulpraxis zu geben“, betont Kulturamtsleiterin Alexa Heyder, die beim Konzert mit Frieder Kögel über seine Komposition sprechen wird.

Die Esslinger Musikschule begann 1950 mit 32 Schüler:innen und ist damit die älteste als Singschule gegründete Musikschule in Württemberg. 1973 wurde sie zur städtischen Kultureinrichtung und verzeichnet heute etwa 2.200 Lernende, betreut von rund 57 Lehrkräften – Zahlen, die die Breitenwirkung und das pädagogische Gewicht der Institution dokumentieren.

Stadt Esslingen am Neckar

Kulturamt

Städtische Musikschule
Blarerplatz 1
73728 Esslingen am Neckar
Telefon 0711 3512-2638

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(Erstellt am 13. November 2025)