Wie die Stadt die Burg erneuert

Insgesamt 12 Abschnitte zur Sanierung: Seit vielen Jahren arbeitet die Stadt Esslingen daran, die Burg fit für die Zukunft zu machen. Ein Überblick über die bisherigen Maßnahmen.

Burgstaffel in Richtung Hochwacht ist eingerüstet

Jahrhundertelang Wind und Wetter ausgesetzt, überwuchert von Efeu und Schäden durch Vandalismus: All das hatte der Burgstaffel einst zugesetzt. „Besonders die lockeren Dachziegel auf der Burgstaffel zeigten, dass Handlungsbedarf bestand“, erinnert sich Oliver Wannek, Technischer Betriebsleiter der Städtischen Gebäude Esslingen (SGE). „Daher entschieden wir vor rund 15 Jahren, dass wir die Anlagen auf der Burg nun konsequent instandsetzen müssen.“

Daraufhin nahm die Stadt Esslingen zwischen 2010 und 2011 den ersten großen Bauabschnitt in Angriff: das denkmalgeschützte Dach der historischen Burgstaffel mit seinen spätmittelalterlichen Ziegeln. Rund 750.000 Euro investierte die Stadt, hinzu kamen etwa 550.000 Euro an Fördergeldern und Spenden.

Herausfordernde Arbeiten

Die Lage der Burgstaffel machte die Instandsetzung extrem mühsam. „Dort oben konnten wir kaum Maschinen einsetzen. Am Ende war es reine Handarbeit, jeder Ziegel wurde einzeln bewegt“, berichtet Oliver Wannek. So wurden die historischen, teilweise über 500 Jahre alten Ziegel Stück für Stück abgenommen, gereinigt und wieder eingesetzt. Für beschädigte Stücke wurde eine Firma gesucht, die die historischen Ziegelformen nachbilden konnte. Auch beim Mörtel ging die Stadt Esslingen ungewöhnliche Wege: Er wurde wie früher mit Dachshaaren versetzt, um ihn widerstandsfähiger zu machen.

Am Durchgang zum Burghof gelang zudem ein kleines historisches Kunststück. Dort wurde ein Quadratmeter mit originaler Mönch- und Nonnenziegeldeckung rekonstruiert, wie sie jüngst auch in den Gruben unter dem Marktplatz gefunden wurden. Die Erneuerung der in Teilen ebenfalls über 500 Jahre alten Holzkonstruktion sowie der Beleuchtung markierte schließlich das Ende der ersten Etappe. Doch der Blick auf die Burg zeigte rasch: Die Burgstaffel war nur der Anfang.

Mauer um Mauer

Direkt im Anschluss, in den Jahren 2012 und 2013, folgte der Seilergang, nach demselben Prinzip wie die Burgstaffel und ebenfalls weitgehend in Handarbeit. 570.000 Euro investierte die Stadt Esslingen hier in die Sanierung, 210.000 Euro davon kamen aus Fördermitteln. 2015 ging es weiter mit der Melac-Staffel vom Burgrestaurant hinunter zur Beutauklinge, für die 450.000 Euro investiert wurden, ergänzt durch 150.000 Euro Fördergelder. Fast zeitgleich wurde die marode Mauer zwischen Melacstaffel und Burgschenke stabilisiert – der fünfte Bauabschnitt in der langen Kette der Arbeiten.

Auch in der gegenüberliegenden Ecke der Burganlage, beim Pulverturm, wurde die Stadt aktiv: „Diesen mussten wir für die Öffentlichkeit schließen, weil die Gefahr bestand, dass einzelne Steine aus dem Mauerwerk herabfallen konnten“, berichtet Oliver Wannek. Zudem waren die alten Fensterbögen des Pulverturms statisch nicht mehr in Schuss. In zwei Abschnitten, in den Jahren 2019 sowie 2024 und 2025, wurde der Turm schließlich gesichert, das Mauerwerk stabilisiert und die vorhandene Treppe ertüchtigt sowie Beleuchtung eingebaut. „Ab kommendem Jahr ist der Pulverturm daher für alle Esslingerinnen und Esslinger wieder begehbar“, freut sich der technische Betriebsleiter der SGE.

Parallel dazu, zwischen 2022 und 2024, wurde die Mauer zwischen Pulverturm und Dickem Turm saniert. Sie war jahrzehntelang so stark von Efeu überwuchert, dass ihr Zustand unklar war. Erst nach der vollständigen Freilegung wurde sichtbar, wie viele Sandsteine ersetzt werden mussten. Um die Mauer dauerhaft zu schützen, erhielt sie oben eine massive Steinabdeckung, damit Regenwasser schneller abläuft und keine neuen Wurzeln eindringen. 2025 konnte schließlich der neunte Bauabschnitt mit Investitionen in Höhe von rund 400.000 Euro abgeschlossen werden: die neue öffentliche WC-Anlage.

Dauerhafte Aufgabe

Damit sind inzwischen neun von zwölf geplanten Maßnahmen auf der Burg umgesetzt. Bereits 2016 hatte der Gemeinderat einen umfassenden „Masterplan Burg“ beschlossen – ein Sanierungskonzept für den langfristigen Erhalt der gesamten Burganlage, darunter auch der Dicke Turm. Drei weitere Bereiche des Masterplans stehen noch aus: die Maueranlage vom Pulverturm zur Burgschenke, der Kanonenbuckel sowie die stark zugewachsene Burgmauer vom Dicken Turm hinunter zur Landolinsgasse – ein Abschnitt, der technisch aufwändig und derzeit zurückgestellt ist.

Trotz aller Anstrengungen ist sich Oliver Wannek aber bewusst: Wirklich „fertig“ wird die Burg nie sein. „Alle fünf bis zehn Jahre müssen wir Ziegel, Holz und Stein wieder überprüfen und bei Bedarf angehen“, erklärt er. „Wenn wir mit Bauabschnitt zwölf durch sind, beginnen wir im Prinzip wieder von vorn. Nur so bleibt die Burganlage als im wahrsten Sinne des Wortes herausragende Sehenswürdigkeit Esslingens dauerhaft in Schuss.“

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(Erstellt am 11. Dezember 2025)