Die lesart geht in die 31. Runde

Im November ist es wieder soweit – Esslingen wird zur Bücherstadt. Die lesart, die Literaturtage der Stadt Esslingen am Neckar, hat erneut die verheißungsvollsten Stimmen der aktuellen deutschsprachigen Literaturszene eingeladen. Vom 2. bis zum 23. November werden 20 Lesungen den Winter noch ein bisschen länger fernhalten.

vier Männer und drei Frauen um einen Tisch gruppiert vor Bücherregalen, sie zeigen Plakate auf denen "lesart" steht

Freuen sich auf die 31. lesart: Johannes Fischer, Chefredakteur der Eßlinger Zeitung; Felix von Heißen, Regionaldirektor der Kreissparkasse Esslingen; Alexa Heyder, Kulturamtsleiterin; Dominique Caina und Bettina Langenheim, Programmplanerinnen der lesart; Kevin Butler, Leiter der Stadtbücherei und Herbert Dachs, Geschäftsführer der Eßlinger Zeitung (v.l.n.r.)

Den Beginn macht Paul Maar, Autor der legendären Kinderbuchfigur Sams. Gemeinsam mit zwei Musikern wird „das schiefe Märchen-Trio“ die erste musikalisch-literarische Familieneröffnung in der Festivalgeschichte um „Mini-Sams und andere Geschichten“ auf die Bühne bringen. Die Veranstaltung ist kostenfrei und richtet sich an Familien.

Ein weiteres Highlight für Esslingens junge Leser:innen ist die Lesung des polnischen Autors Cezary Harasimowicz, der sein neues Buch „Mirabelka – Ein Mirabellenbaum erzählt Geschichte“ mitbringt. In diesem Buch wird die Geschichte des Warschauer Stadtteils Miranów erzählt, aus Sicht eines Baumes, der alles miterlebt hat: Das wohlhabende 19. Jahrhundert, das Warschauer Ghetto, aber auch Polen im Sozialismus und schließlich in der Demokratie. Die Veranstaltung ist geeignet für Kinder ab 10 Jahren. Weitere Veranstaltungen des Kinder- und Jugendprogramms richten sich spezifisch an unterschiedliche Altersklassen.

Das Abendprogramm für Erwachsene beginnt am 3. November mit einem Paukenschlag. Der Schweizer Autor Jonas Lüscher räumt mit „Verzauberte Vorbestimmung“ aktuell alle Literaturpreise der DACH-Region ab. Inhaltlich geht es um die essentielle Frage unserer Zeit: Wo verläuft die Grenze zwischen Mensch und Maschine, und wo verwischt sie bereits? Wenn Maschinen Arbeiten übernehmen, die Menschen zuvor selbst verrichtet haben? Wenn ein Autor seine Covid-Erkrankung nur überlebt, weil er künstlich beatmet wurde? Wenn die KI bessere Witze schreibt, als die Comedians der Zukunft? Hochliterarisch verwebt Lüscher mehrere Erzählstränge in einen Jahrhundertroman, den man nicht aus der Hand legen kann.

Überhaupt fragt das Erwachsenenpogramm der lesart mehrmals, ob sich das Persönliche vom Politischen trennen lässt. In Dmitrij Kapitelmans „Russische Spezialitäten“ dringt der russische Angriffskrieg in den Alltag einer russisch-ukrainischen Familie in Deutschland ein und entzweit Sohn und Mutter. Joachim Zelter und Kaśka Bryla suchen nach künstlerischen Wegen, aktivistisch zu werden. Miku Sophie Kühmels Heldin „Hannah“ kämpft gleich auf drei Ebenen: Als Lesbe in den 1920ern, als Frau in der Künstlergruppe Dada und als Deutsche für ihre niederländische Partnerin in Zeiten des aufkommenden Nationalsozialismus. Beeindruckend wird sicher die Lesung des chinesischen Exil-Literaten Liao Yiwu: In „18 Gefangene“ erzählt er von den Haft- und Fluchtgeschichten, die er während seiner eigenen Gefangenschaft gehört hat. Liao wurde nach dem Verfassen eines Gedichts 1989 vier Jahre eingesperrt.

Besonderes Augenmerk liegt außerdem auf dem 23. November – die lesart hat sich mit PODIUM Esslingen zusammengetan. In der Veranstaltung „Wir dachten, wir könnten fliegen“ wird die gleichnamige Anthologie von Matthias Jügler vorgestellt. Darin wird ein schmerzliches Thema behandelt: Jeden Tag sterben 150 bis 200 Pflanzen- und Tierarten auf unserem Planeten aus (WWF). Jügler hat Texte von 20 Autor:innen gesammelt, die sich um jeweils eine ausgestorbene Tier- oder Pflanzenart drehen. Musikalisch eingerahmt vom Rothko String Quartet werden Katerina Poladjan, Julia Schoch und Iris Wolff ihre Texte vortragen. So werden noch einmal ganze Welten auferstehen – und uns die Chance geben, den verlorenen Wesen noch einmal zu begegnen.

Die lesart ist eine Kooperationsveranstaltung der Stadtbücherei Esslingen mit der Eßlinger Zeitung und wird unterstützt von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und den Buchhandlungen der Stadt. Der VVK beginnt am Samstag, den 18. Oktober um 11 Uhr. Tickets für das Erwachsenenprogramm sind online erhältlich über das Ticketingportal Reservix oder über alle Reservix-Vorverkaufsstellen, wie die Tourist-Info der EST am Marktplatz. Das Kinder- und Jugendprogramm ist, inklusive der Eröffnungsveranstaltung, kostenfrei. Es müssen aber Plätze reserviert werden über das Reservierungsportal eventbrite. 

Alle weiteren Infos und Links zu den einzelnen Veranstaltungen:

Kulturamt

31. Esslinger Literaturtage lesart

Stadtbücherei
Heugasse 9
73728 Esslingen am Neckar
Telefon 0711 3512-2337
(Erstellt am 10. Oktober 2025)