„Ich fahr sofort weg!“

Haltverbot, Ausnahmegenehmigung und jede Menge Herzblut: Ein Rundgang mit unserem Verkehrsordnungsdienst (VOD).

Mitarbeiterin klemmt grünen Zettel an Scheibenwischer, nur der Arm ist zu sehen.

Seit über 16 Jahren läuft sie täglich rund 15 Kilometer durch die Esslinger Innenstadt, wenn sie in ihren Außendienstrunden nach dem Rechten schaut. „Ich liebe diesen Job, der zu Unrecht einen schlechten Ruf genießt“, sagt eine VOD-Mitarbeiterin direkt und ohne Umschweife. Was die Arbeit für sie ausmacht? „Ich bin sehr viel an der frischen Luft und habe mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun – und die allermeisten Begegnungen sind positiv“, erklärt sie weiter.

Zwischen Ratschlägen und Knöllchen

Während des rund einstündigen Rundgangs bestätigt sich genau das: Die gebürtige Esslingerin wird von Anwohnenden freundlich gegrüßt, hier und da in ein kurzes Schwätzchen verwickelt oder um Rat gefragt. Ein Passant, der kürzlich geblitzt wurde, erkundigt sich, wann er mit dem Schreiben rechnen kann. „In der Regel dauert es zwei Wochen“, erläutert sie freundlich. Einer jungen Mutter, die in der Martinstraße ohne Berechtigung auf einem Behindertenparkplatz parkt, beschreibt sie geduldig, wo und wie man eine entsprechende Genehmigung beantragen kann. Im Gespräch zeigt sich schnell, dass die Frau häufig Schwierigkeiten in Parkhäusern hat, weil sie aufgrund ihrer Kleinwüchsigkeit etwa die Automaten nicht bedienen könne. „Solche Begegnungen gehören zu meinen schönsten Momenten“, sagt die 58-Jährige mit einem Strahlen in den Augen. Sie bemüht sich, allen Menschen mit Freundlichkeit und Offenheit zu begegnen – und meistens spürt sie genau diese Haltung auch zurück. Und wenn es doch einmal unangenehmer wird? „Dann kann ich selbstverständlich auch streng sein“, betont sie. Glücklicherweise seien solche Situationen eher selten: „Manchmal passiert sowas tage- oder sogar wochenlang nicht.“

Rund um den Weihnachtsmarkt

An der Agnespromenade nimmt sie die dort abgestellten Fahrzeuge in Augenschein. „Sobald das Parkhaus voll ist, stehen die Autos hier oft im Halteverbot oder sie warten, bis jemand herausfährt“, erklärt sie und schmunzelt, als die Wartenden nach ihrem Erscheinen nacheinander wegrollen. Es ist 17 Uhr, der Weihnachtsmarkt füllt sich, die Parkplätze ebenso. Seit der Einführung des Zufahrtsschutzes rund um den Weihnachtsmarkt habe sich die Zahl der Falschparkenden deutlich verringert. Viele Straßen sind inzwischen ganz gesperrt. Die meisten Parkplätze rund um den Markt erfordern eine Ausnahmegenehmigung, die die Beschicker bei der Stadt beantragen können. Fast alle haben eine – bis auf einen: Im Fahrzeug liegt nur eine Parkberechtigung für den Aufbau. „Das ist leider nicht mehr gültig“, erklärt die städtische Mitarbeiterin und zückt ihr Smartphone. In eine App trägt sie Kennzeichen, Fahrzeugtyp und den Stand der Reifenventile ein. Wird das Fahrzeug in der nächsten Stunde nicht bewegt, verdoppelt sich die Gebühr des Knöllchens. Schnell noch ein paar Fotos, ein grüner Infozettel unter den Scheibenwischer – und weiter geht’s.

Grüner Zettel unterm Scheibenwischer

In der Altstadt parken fast alle korrekt, nur ein Handwerker steht in der Feuergasse. Nach einem kurzen Klopfen an die Scheibe und einer kleinen Diskussion fährt er weiter. Und wo kommt es in der Innenstadt am häufigsten zu Parkvergehen? Sie überlegt nicht lange: „Am Oberen Metzgerbach, in der Sirnauer Straße und Am Kronenhof.“ Genau dort steht dann auch gleich ein Auto ohne Parkschein und ohne Anwohnerausweis. „Wenn er Glück hat, sehen wir in der App, ob er nur den Schein vergessen hat oder ein Onlineticket besitzt.“ Beides ist nicht der Fall. Sollte der Halter noch auftauchen, während sie die Daten erfasst, drücke sie meist ein Auge zu. Doch diesmal kommt niemand. Sie bestätigt den Vorgang in der App, der grüne Zettel wandert unter den Scheibenwischer.

Beheizbare Weste und Handschuhe

Das Team des Verkehrsordnungsdienstes besteht aus zwei fünfköpfigen Gruppen, die sich die Innenstadt in drei Bezirke aufteilen und regelmäßig durchwechseln. „Ich laufe auch jeden Tag anders, jeder Tag bringt etwas Neues“, sagt die städtische Mitarbeiterin, die sich bei der winterlichen Kälte mit beheizbarer Weste und beheizbaren Handschuhen ausstattet. Raus müssen sie bei jedem Wetter.
Am Ende des Rundgangs steht ein Fahrzeug mitten auf dem Gehweg, die Fußgängerinnen und Fußgänger müssen auf die Straße der Kreuzung Bahnhofstraße/Fleischmannstraße ausweichen. Der Bereich ist sogar mit Pollern abgesperrt. Der Motor läuft, der Fahrer blickt aufs Handy, hinten sitzt ein Baby. „Das kann schnell gefährlich werden“, erklärt sie und klopft an die Scheibe. Das Fenster öffnet sich: „Ich fahr sofort weg“, ruft der Mann. Die VOD-Mitarbeiterin lächelt und meint später: „Das ist der Satz, den ich bei meiner Arbeit am häufigsten höre.“

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(Erstellt am 17. Dezember 2025)