An diesem Mähservice gibt's nichts zu meckern

Bei besonders schützenswerten oder herausfordernden Flächen setzt die Stadt Esslingen auf die Beweidung durch Ziegen. Das fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern ist auch die günstigste Form der Landschaftspflege.

Burenziegen

Günstig, gründlich – und ganz schön knuffig: Das sind die zehn Burenziegen, die derzeit im Naturschutzgebiet Krähenhäule als tierische Rasenmäher eingesetzt sind. Leise meckernd zieht die Herde auf dem ehemaligen Militärgelände neben dem Segelflugplatz durch das Unterholz und knabbert (fast) alles an, was ihr vor die Schnauze kommt. Und zwar egal, wie steil der Hang ist und wie dornig die Vegetation. „Die Tiere sind sehr robust“, erzählt Levi Hägele. 

Seit rund drei Jahren arbeiten die Stadt Esslingen sowie der Landschaftserhaltungsverband mit dem „Määähhhservice“ des 24-jährigen Esslingers zusammen. Seine Ziegen werden nicht nur im Krähenhäule eingesetzt, sondern auch in der Nonnenklinge, am Bregel oder an der Kennenburg. Also auf Flächen, die besonders schützenswert oder aufgrund ihrer Topographie herausfordernd sind. „Es ist sehr mühsam, steile Hänge mit dem Freischneider zu entbuschen“, erläutert Sascha Arnold. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum der Mitarbeiter des Grünflächenamts von der Ziegenbeweidung angetan ist: „Extensive Beweidung ist die Form der Beweidung, die die größte Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren hervorbringt“, erzählt der Landschaftsplaner.

Die Tiere gehen auch an dornige Sträucher wie Brombeeren, fressen invasive Pflanzen und halten krautige Vegetation kurz. Dabei richten ihre Hufe viel weniger Schaden an als schwere Maschinen. Und sie kommen gleichzeitig an schwer zugängliche Ecken, die kein Mensch mit Säge und Motorsense erreicht. Der Dung der weidenden Tiere bildet die Lebensgrundlage für unzählige Käfer, Fliegen und Würmer, die Nahrung für Fledermäuse, Vögel und Amphibien darstellen. 

Auch das Gelände im Krähenhäule ist ein Biotop für viele Amphibien und soll deswegen schön offenbleiben. Wie Ziegen dazu beitragen, demonstrieren die Tiere beim Vororttermin. Eine der Ziegen steigt auf die Hinterbeine, um an die grünen Blätter einer Robinie zu gelangen. Auch die Rinde des Baums wird von den Tieren angenagt. „Das ist perfekt, denn dadurch wird der Baum geschwächt und stirbt langsam ab“, erläutert Sascha Arnold. Durch diesen sanften Tod bildet der Baum keinen Notaustrieb -  eine zu starke Ausbreitung der Robinien wird dadurch verhindert. 

„Zu all diesen Vorteilen kommt noch hinzu, dass die Ziegenbeweidung die günstigste Form der Landschaftspflege ist“, sagt Sascha Arnold. Ganz ohne Maschineneinsatz geht es aber auch bei den lebendigen Rasenmähern nicht: „Ich muss erst einmal mit dem Freischneider ran, um die Zäune aufstellen zu können“, sagt Levi Hägele, der im Landschaftsbau selbstständig ist und auch seine berufliche Expertise bei der Maßnahme einbringt. Zu jeder Weide gehört auch ein kleiner Unterschlupf, der die Tiere bei Regen schützt. „Die Ziegen sind aber sehr witterungsunempfindlich und können fast das ganze Jahr draußen bleiben“, erzählt er. Nur rund um Weihnachten sind die Tiere in einem mobilen Unterstand, in dem sie dann auch ihre Lämmer bekommen. 

Einmal am Tag sieht Levi Hägele nach seinen Tieren, entfernt Dornen, schneidet Klauen und versorgt die Ziegen mit Wasser und zum Beispiel speziellen Lecksteinen mit Mineralien. Sobald Levi Hägele ruft, kommt die Herde aus dem Gebüsch angetrabt. Zwei Tiere sind besonders zutraulich und holen sich eine Streicheleinheit ab: „Die beiden habe ich mit der Flasche aufgezogen“, erzählt Levi Hägele, der insgesamt rund 45 Ziegen und Schafe hält. Trotz des Aufwands bedeute die Arbeit mit den Vierbeinern viel Spaß: „Sonst würde ich es nicht machen.“ Sein Engagement wird von der Stadt Esslingen sehr geschätzt: „Wir sind wirklich sehr zufrieden mit Levi Hägele und seinen Ziegen. Unser Ziel ist es, langfristig die naturnahe Beweidung zu erweitern“, sagt Sascha Arnold.  

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(Erstellt am 22. Oktober 2025)