Mit Ködergel und Fingerspitzengefühl

Seit einigen Monaten wird die invasive Ameisenart Tapinoma magnum in Sirnau bekämpft. Ein erstes Zwischenfazit der Maßnahmen ist positiv: Die Population ist rückläufig.

Altenativtext eingeben !
©A.Bellersheim/SMNS

Es ist ruhiger geworden um die Ameisenplage in Sirnau. Das liegt zum einen an der Jahreszeit: „Die Ameisen machen zwar keinen richtigen Winterschlaf, aber sie befinden sich in einer Art Winterruhe“, erläutert Ulrike Linge, Abteilungsleiterin im Grünflächenamt. Aber nicht nur deswegen ist das große Krabbeln auf dem Hang entlang der Lärmschutzwand der B 10 merklich zurückgegangen: Seit Juli wird die invasive Ameisenart Tapinoma magnum von der Stadt und einer Fachfirma für Schädlingsbekämpfung intensiv und erfolgreich dezimiert. 

Ein Blick zurück: Im Frühjahr war den Anwohnerinnen und Anwohnern in Sirnau eine starke Zunahme an Ameisen aufgefallen. Eine Bestimmung beim Staatlichen Naturkundemuseum brachte die Bestätigung, dass es sich bei den Ameisen um die Tapinoma magnum handelt. Die invasive Art aus dem Mittelmeerraum ist für Menschen ungefährlich, allerdings kann ihre intensive Bautätigkeit größere Schäden anrichten. Da die Ameisenart Superkolonien mit mehreren Satellitennestern bildet, ist es extrem herausfordernd, diese in Griff zu bekommen.

Bei Vorortterminen in Sirnau stellte sich schließlich heraus, dass die Ameisen den gesamten Hang entlang der Lärmschutzwand besiedelt hatten. Im Juli wurde mit einem Ameisenmanagement begonnen: „Im Sommer hat die Fachfirma das Ködergel jede Woche ausgebracht“, berichtet Ulrike Linge. Das enthaltene Gift wird von den Arbeiterinnen in die Nester gebracht und an den Nachwuchs weitergegeben. Bereits nach wenigen Wochen konnten die ersten Erfolge der Bekämpfung beobachtet werden: So war zum Beispiel eine achtspurige Ameisenstraße in der Unterführung zwischen Spechtweg und Neckarinsel verschwunden. 

Die ersten positiven Erfahrungen haben sich mittlerweile verfestigt: „Der Rückgang ist spürbar. Ich schätze, dass die Population etwa um ein Drittel gesunken ist“, sagt Ulrike Linge. Es gebe auf jeden Fall weniger Satellitennester, zudem würden weniger Ameisen den Spechtweg queren, die Tiere würden stattdessen auf der Mauerseite bleiben. 

In den vergangenen Monaten konnten im Rahmen des Managements viele Erfahrungen zum Verhalten der Ameisen gesammelt werden, zum Beispiel über den permanenten Austausch von Larven und Puppen zwischen den Nestern sowie ihre Reaktion auf Störungen. „Die Ameisen sind wirklich wahnsinnig flexibel“, berichtet Ulrike Linge. Sobald sich die Tiere gestört fühlen, verlagern sie ihre Nester: „Da geht sofort ein hektisches Gewusel los, das ist ganz anders als bei unserer heimischen Ameise.“ 

Deswegen ist bei den Maßnahmen nicht nur Ködergel, sondern auch jede Menge Fingerspitzengefühl gefragt: „Es ist ja auch nicht unser Ziel, dass die Tiere den Hang verlassen und sich stattdessen in den Sirnauer Gärten ansiedeln.“ Besonders wichtig ist es deswegen, dass die Bürgerinnen und Bürger wachsam bleiben, weiterhin selbst den Ameisenbestand dezimieren und das Nahrungsangebot reduzieren - indem zum Beispiel die braunen Tonnen unzugänglich gemacht werden.

Seitdem es etwas kühler ist, wird das Ködergel nur noch alle zwei Wochen verteilt. Über den Winter soll die Population regelmäßig beobachtet werden. Um dabei freie Sicht zu haben, wird die Stadt den Bewuchs auf dem Lärmschutzwall noch einmal kräftig zurückschneiden. „Das sorgt zudem dafür, dass sie sich nicht zu wohlfühlen.“ Des Weiteren sollen auch die Futterquellen der Ameisen dezimiert werden: „Wir werden im Frühjahr die Läuse auf den Bäumen bekämpfen und Leimringe anbringen“, sagt Ulrike Linge. 

Über die Maßnahmen haben die Stadtverwaltung sowie der Bürgerausschuss vor kurzem die betroffenen Bürgerinnen und Bürger in Sirnau informiert. Oberstes Ziel der Bemühungen ist es, eine erneute massenhafte Vermehrung der Ameisen zu vermeiden. „Wir werden deswegen gleich zu Beginn des Frühjahrs  wieder verstärkt tätig werden“, betont Ulrike Linge. Eins sei aber inzwischen auch klar geworden: „Wir werden die Ameisen nicht mehr komplett los, sondern wir müssen lernen, mit der Tapinoma magnum zu leben.“ sagt Matthias Scheider, Leiter des Grünflächenamts. 

Zumal die bisherigen Maßnahmen aufwändig und teuer waren und aufgrund der aktuellen Haushaltskonsolidierung nicht mehr in diesem Umfang leistbar sind: „Es gibt ein Projekt des Naturkundemuseums Stuttgart, das uns hoffentlich Mittel und Wege zeigt, wie wir die Ameisen mit weniger großem Aufwand managen können“, sagt Matthias Scheider.

Büro des Oberbürgermeisters

Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation

Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Rathausplatz 2
73728 Esslingen am Neckar
Telefon 0711 3512-2570

Esslingen auf

social-media-icons wie im footer plus youtube

(Erstellt am 28. November 2025)